Dekanat Gießen

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          Werkstattkirchen-Gottesdienst in Heuchelheim

          WerkstattkircheSozial und nachhaltig: In der Gießener Werkstattkirche werden auch alte Dinge und Geräte überholt und repariert, um sie weiterzugeben.

          Einen ungewöhnlichen Gottesdienst erlebte die Evangelische Kirchengemeinde Heuchelheim-Kinzenbach am 30. Januar. Gestaltet haben ihn in der Martinskirche Akteure der Gießener „Werkstattkirche“, die von Pfarrer Christoph Geist, früherer Leiter der kirchlichen Jugendwerkstatt, und Bärbel Weigand initiiert worden ist.

          Die Werkstattkirche ist ein Treffpunkt für Menschen, die dort soziale Unterstützung und Gemeinschaft finden, aber auch für Aktive, die sich in nachhaltiger Weise um die Reparatur und Weiterverwertung etwa von ausrangierten Geräten, Haushaltsgegenständen oder Möbel kümmern.

          Tätige Liebe

          Für den im Ruhestand weiter aktiven Pfarrer Geist zählt tätige Liebe, die Menschen einander näher bringt und verbindet. Das Christentum sei eine „Erzählreligion“, sagte Geist. „In der Werkstattkirche und dem Netzwerk drum herum ereignen sich ständig Geschichten. „Ziel und Orientierung unseres Tuns ist die Menschlichkeit, die in der christlichen Tradition Liebe heißt.“ Zu Weihnachten hatte die „Werkstattkirche“ auch im Heuchelheimer Heiligabend-Gottesdienst um Unterstützung für eine allein erziehende Mutter mit zwei Kindern gebeten, die innerhalb weniger Tage hatte umziehen müssen. Dabei war die neue Wohnung noch unbewohnbar. Eine unlösbare Aufgabe für die kleine Familie, berichtete Werkstattkirchen-Mitarbeiterin Bärbel Weigand im Gottesdienst. Es musste grundständig renoviert werden und es fehlten fast alle Möbel. „Für das alles war kein Geld da. Die Familie lebt vom knappen Sozialgeld“, so Weigand. Man habe um ein kleines Weihnachts-Wunder gebeten und gehofft. Schließlich hätten weit mehr als ein Dutzend Menschen sogar an den Weihnachtstagen mitgeholfen, insbesondere die „Reparateure und Mitmach-Menschen“, die sonst im „Repair-Cafe“ der Werkstattkirche Elektrogeräte in Stand setzen.

          Mitmach-Menschen

          Diese Erfahrung wurde im Gottesdienst der biblischen Geschichte vom barmherzigen Samariter gegenüber gestellt, der ohne nach der Herkunft von Menschen zu fragen selbstlos hilft. Einige der Mitmach-Menschen berichteten den Gottesdienstbesuchern über ihre Eindrücke und Empfindungen von dem Weihnachts-Einsatz. Etwa Birgit Mechanizides, die gerne hilft, weil es das soziale Miteinander der Menschen fördere, auch wenn es anstrengend werde. „Natürlich war ich abends müde. Aber ich habe es als eine angenehme körperliche Müdigkeit empfunden verbunden mit der Gewissheit, durch meine Mitarbeit in einem Team etwas Großartiges erreicht und Menschen in Not nicht allein gelassen zu haben“. Oder Rainer Hamerak, der erst seit kurzem bei der Werkstattkirche mitmacht, der sich im Gottesdienst über das Zusammenwirken mit Gleichgesinnten freute. Gemeinsam habe man die eigenen handwerklichen Fähigkeiten für einen guten Zweck anwenden können. „Besonders wichtig war mir, dass die Mutter und ihre Kinder sich nicht im Stich gelassen fühlen mussten und ungenutzte Haushaltsgeräte und Möbel wieder ihrer Bestimmung zugeführt werden konnten.“ 

          Der Kirchenvorstand, der den Erlös der gottesdienstlichen Geldsammlung für die Werkstattkirche bestimmt hatte, dankte dem Team für einen „anrührenden Gottesdienst“. Birgit Mechanizides hatte zum ersten Mal an so einem besonderen Gottesdienst mitgewirkt und begeisterte sich: „Alles war in die richtigen Worte gefasst und man durfte auch ein bisschen emotional werden. Das machte alles nur noch authentischer“.

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