Matthias Weidenhagen ist neuer Pfarrer der Lukasgemeinde
Vom Dorf in die Stadt
28.11.2016 mhart Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
Karl-Günter BalzerPfarrer Matthias WeidenhagenNoch sind die Wege in und durch Gießen für ihn fremd und ungewohnt. „Eine freundliche Bestatterin hat mich gerade über den Neuen Friedhof geführt, damit ich bei meiner ersten Beerdigung alles finde“, erzählt Matthias Weidenhagen. Seit 1. November ist er der neue Pfarrer der Evangelischen Lukasgemeinde. In diesen adventlichen Tagen hat er bereits alle Hände voll zu tun, Gemeindekreise kennenzulernen, Gottesdienste und Andachten zu feiern, die beiden Kindertageseinrichtungen der Gemeinde zu besuchen. Immerhin hat er schon die Oberbürgermeisterin getroffen, zufällig, als er zum 101. Geburtstag eines Gemeindemitglieds vorstellig wurde.
Begegnung mit Menschen ist seine Leidenschaft
Mit seiner Frau und sechs Kindern im Alter von fünf bis sechzehn Jahren ist er vor wenigen Wochen in die Stadt gekommen. Vom Dorf. Aus Halsdorf, nordöstlich von Marburg. „Mit 45 Jahren habe ich eine neue Herausforderung gesucht.“ Fünfzehn Jahre hat er drei unterschiedlich geprägt Dörfer seelsorgerlich betreut. Er war viel im Auto unterwegs. „Sonntags habe ich regelmäßig in drei Kirchen, mitunter in ganz verschieden geprägten Gottesdiensten gepredigt.“ Als Vorsitzender von drei Kirchenvorständen war er verantwortlich für eine Kita, drei Kirchen und die dazugehörigen Friedhöfe. Seine Leidenschaft als Pfarrer galt aber vor allem der Begegnung mit Menschen. „Es ist mir wichtig, offen und zugewandt auf Menschen zuzugehen und für ihre Freuden und Sorgen, Fragen und Zweifel da zu sein.“
Generationenübergreifende Gottesdienste
In seinen Dörfern kannte der im nordhessischen Willingen aufgewachsene Theologe zuletzt 90 bis 95 Prozent der evangelischen Gemeindemitglieder. Und damit fast die ganze Bevölkerung in seiner Gemeinde. Diesen Grad an kirchlicher Verbundenheit findet er in der Stadt nicht vor. Dennoch reizt ihn die neue Aufgabe. In seiner alten Pfarrstelle war er neben der Gemeindearbeit auch für die Kindergottesdienste und Jugendarbeit in seiner Region zuständig. Mit einem hohen Anteil an jungen Familien in den Neubaugebieten und zwei wachsenden Kindertageseinrichtungen sieht der Familienvater wichtige Anknüpfungspunkte für die Gemeindearbeit in Gießen. Besonders freut er sich auf generationenübergreifende Gottesdienste. Seine Vorgänger haben die Lukaskirche als Kulturkirche für Kleinkunst und Musik etabliert und damit auch Kirchenferne neugierig gemacht. Das möchte er gerne fortsetzen. „Im Moment ist die Lukasgemeinde auf der Suche nach Identität.“ Für einen neuen Pfarrer ist das eine Herausforderung, aber auch eine große Chance zur Gestaltung.
Kurze Wege in Gießen
Vorläufig hat er noch einige technische Hürden zu überwinden. Mit seinen über 1200 Facebook-Kontakten kann er über sein Smartphone kommunizieren, aber das WLAN im Pfarrhaus und damit die Verbindung zur Kirchenverwaltung bricht gelegentlich zusammen. Der Kabelnetz-Anbieter wird auch in der Pfarrwohnung einiges noch zu tun haben. „Auf dem Dorf waren wir mit schnellem Internet besser versorgt“, sagt er schmunzelnd. Andererseits muss er jetzt nicht 15 km fahren, sondern nur fünf bis zehn Minuten zu Fuß laufen, um seine evangelischen Kollegen in der benachbarten Petrus-, Johannes- oder Pankratiusgemeinde zu treffen. Auch für den Weg zur Johanneskirche, neben der Lukaskirche in der Löberstraße, eine der beiden Predigtkirchen für die Lukasgemeinde braucht er kein Auto. In der Johanneskirche wird er am 18. Dezember von Dekan Frank-Tilo Becher offiziell in sein neues Amt eingeführt.
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