Dekanat Gießen

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          Appell eines Pfarrers

          "Verbreitet keine Nachrichten von tödlichen Verkehrsunfällen im Netz"

          Dirk OstermeierNotfallsseelsorger überbringen auch Todesnachrichten (Symbolbild)

          Ein Seelsorger schlägt Alarm. Unvorbereitet von tödlichen Verkehrsunfällen naher Angehöriger oder Freunde über WhatsApp oder Facebook zu erfahren ist schrecklich, sagt Pfarrer Claus Becker aus Rodheim bei Gießen.

          Lange Zeit war Becker als Notfallseelsorger unterwegs. Todesnachrichten hat er überbracht  und Angehörigen beigestanden. Häufiger hat er jetzt erlebt, dass solche Nachrichten sich schon längst im Internet verbreitet haben. Der Seelsorger weiß, eine Todesnachricht löst einen Schock aus, wenn sie einen unvermittelt trifft. Dann braucht man Hilfe. Der Pfarrer bittet deshalb alle, die Soziale Netzwerke nutzen: "Verbreitet keine Nachrichten über tödliche Verkehrsunfälle im Internet. Gebt uns Zeit, um die Todesnachrichten angemessen und würdig zu überbringen.“

          Die Verbreitung von Handy-Kameras ist zum Problem geworden

          Becker hat über viele Jahre Polizisten begleitet, um Menschen über den Tod von nahen Angehörigen zu informieren. Sie haben ein Recht, so der Pfarrer, auf eine Weise informiert zu werden, „die nicht weiteres Leid erzeugt“. Deshalb sein Appell: „Lasst das Versenden der Fotos von Unfallautos oder Mitteilungen von tödlichen Unfällen.“ Es sei wichtig, die Angehörigen aufzufangen. Doch wie soll das klappen, wenn sie via Internet oder Telefon schon angefragt wurden: "In welchem Auto war dein Mann heute unterwegs?". Und wenn sie möglicherweise dann noch ein Bild vom verunfallten Fahrzeug geschickt bekommen. Besonders im ländlichen Bereich, wo man sich persönlich und das Auto der Nachbarn kenne, sei das mit der Verbreitung von Handy-Kameras und Sozialen Netzwerken zum Problem geworden.

          Er hat festgestellt, dass Menschen betroffen sind, wenn man sie auf die Folgen solcher Nachrichten anspricht. Eigentlich spürten alle, Todesnachrichten über WhatsApp oder Facebook seien unangemessen. Natürlich sei es wichtig, so der Pfarrer, Menschen auf den Tod ihrer Angehörigen anzusprechen. Seine Bitte: “Bekundet eure Anteilnahme etwas zeitversetzt und auf angemessene Weise“

          Polizei wartet mit Meldung bis Angehörige informiert wurden

          Auch die Polizei weiß um diese Problematik. Der Pressesprecher des Polizeipräsidiums Mittelhessen, Jörg Reinemer, sagt auf Anfrage, dass Mitteilungen über tödliche Unfälle erst an die Medien gingen, wenn die Angehörigen informiert worden seien.

          Das verhindert nicht, dass Privatleute die Smartphones zücken, weiß auch Pfarrer Becker. Er sagt: „Wer einem Freund oder Nachbarn in der Not einen wirklich guten Dienst erweisen will, lässt die Verbreitung solcher Fotos!“

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