Tim Fink ist neuer Pfarrer der Thomasgemeinde Gießen
HartmannTim Fink ist neuer Pfarrer der Thomasgemeinde in der Gießener Nordstadt02.01.2016 mhart Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
Zu seiner Gemeinde gehören Professoren, genauso wie Hartz-IV-Empfänger. In den ersten Wochen hat er in Gesprächen zwischen Marburger Straße und Wiesecker Weg viel über „die Spannungen, aber auch den Umbruch und die große Solidarität im Quartier“ gehört. Er möchte gerne Ansprechpartner sein, nicht nur für jedes Gemeindemitglied, sondern für alle, die sich wie etwa der Nordstadtverein um eine lebenswerte Stadt bemühen. Bei Erledigungen im nahen Einkaufs-Center spürt er das multi-kulturelle Flair und die Gemeinsamkeiten im Stadtteil. Von Gettoisierung oder Parallelgesellschaften wie in anderen Städten sei in Gießen nichts zu spüren. Zwischen seiner neuen Gemeinde wie auch der benachbarten Paulusgemeinde und islamischen Gemeinden gibt es zahlreiche Kontakte. Bereits zum zweiten Mal haben Vertreter christlicher wie islamischer Gemeinden in der Thomaskirche zwei Tage vor Weihnachten gemeinsam Gebete für den Frieden gesprochen.
Auf Umwegen zum Pfarrer
Geboren wurde Tim Fink in Wuppertal, wo er sein Abitur gemacht und mit dem Theologiestudium begonnen hat. 2009 wechselte er an die Uni Marburg. Nach dem Theologischen Examen 2013 absolvierte er in Daubringen seine praktische Lehrzeit, das so genannte Vikariat, dem sich 2015 eine spezielle Phase als Seelsorger am Uni-Klinikum anschloss. Seit kurzem lebt er mit seiner Lebensgefährtin im renovierten Pfarrhaus am Röderring.
Doch nur auf den ersten Blick ist sein bisheriger Lebensweg so gradlinig und schlüssig. Eigentlich wollte er Historiker werden. „Hätte man mir als Jugendlichem gesagt, dass ich mal Pfarrer werde, dann hätte ich wahrscheinlich laut gelacht.“ Pfarrer sei das Letzte gewesen, was er sich hätte vorstellen können. Erst mit 17 Jahren hat er sich nach einer Zeit der „Sinnsuche“ taufen lassen. Obwohl er erlebt hat, wie verschlossen Kirchengemeinden „Fremden“ gegenüber manchmal sein können. Gerade deshalb gefällt ihm auch, dass sonntags in der Thomasgemeinde alle Besucherinnen und Besucher an der Tür persönlich begrüßt werden und neuen Gesichtern ein Gottesdienstablauf angeboten wird, damit sich keiner fremd fühlen muss.
"Gute Bestattung bewirkt oft mehr als ein Sonntagsgottesdienst"
Pfarrer Fink ahnt, dass die am stärksten frequentierten Gottesdienste nach Weihnachten, Ostern oder Schulbeginn, Beerdigungen sein werden. Darauf ist er eingestellt. „Die Feuerwehr ruft man auch nicht täglich und verlässt sich aber darauf, dass sie mit Sicherheit für einen da ist.“ Bei Aussegnungen am Sterbebett oder bei Beerdigungsgottesdiensten zeige sich die Bindung vieler Menschen an die Kirche. Und ihr Wunsch nach religiösen Ritualen in der Zeit der Trauer. Er hat sich vorgenommen, das sehr ernst zu nehmen und spitzt zu: „Eine gute Bestattung bewirkt oft mehr als ein Sonntagsgottesdienst“.
Seine offizielle Einsetzung als Pfarrer durch Propst Matthias Schmidt und seine Einführung in den Dienst in der Thomasgemeinde, Röderring 30a, fand aber ganz traditionell am Sonntag, 10. Januar 2016, statt. An der Berufung wirkten auch Dekan Frank Tilo Becher, Lehrpfarrer Traugott Stein, die neue Pfarrerin von Watzenborn-Steinberg Marisa Mann und die Lebensgefährtin von Pfarrer Fink, Wiebke Schleckmann, mit. Unter den Gottesdienstbesuchern waren auch die beiden ehemaligen Pfarrer der Thomasgemeinde Otto Dettmering (1964 bis 1983) und Ludwig Clotz (1984-2001). Pfarrer Fink tritt nach einjähriger Vakanz die Nachfolge von Pfarrerin Barbara Görich-Reinel an.
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