Dekanatssynode tagte
Taufen und Hochzeiten sollen anziehender werden
HartmannIm März 2024 tagte die Dekanatssynode in Watzenborn-Steinberg19.03.2024 mhart Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
Auch Kirchenmitglieder nehmen kirchliche Amtshandlungen, sogenannte Kasualien, nicht mehr selbstverständlich wahr, sagte Dekan André Witte-Karp bei der Synodentagung in Watzenborn-Steinberg. "Nur noch ein Teil der Kinder evangelischer Eltern wird getauft, längst nicht alle evangelischen Jugendlichen lassen sich konfirmieren, viele Paare heiraten nicht mehr kirchlich, selbst bei Bestattungen kommt es immer häufiger vor, dass keine evangelische Trauerfeier gestaltet wird."
Mit der neuen Pfarrstelle sollen Angebote wie Tauffeste untere freiem Himmel oder Segnungen von Paaren weiterentwickelt und neue Formen gestaltet werden, um auch Menschen, die der Kirche fernstehen Angebote für ihr Leben zu machen.
Davon unbenommen werden 7 von aktuell 32 Pfarrstellen in und um Gießen bis 2030 nicht mehr besetzt, wenn die jetzigen Amtsinhaber:innen in den Ruhestand gehen. Die Evangelische Kirche verzeichnet einen Rückgang der Mitgliederzahlen und geringer werdende Einnahmen. Um verbleibende Personalstellen und Finanzen wirkungsvoller zu nutzen, haben sich benachbarte Kirchengemeinden seit rund einem Jahr in sogenannten Nachbarschaftsräumen zusammengeschlossen. Dabei arbeiten Pfarrerinnen, Gemeindepädagoginnen und Kirchenmusikerinnen übergemeindlich in Verkündigungsteams zusammen, um sich fachlich zu ergänzen oder auch zu vertreten.
„Jahrzehntelanges Versagen“ der Kirche bei sexualisierter Gewalt
Die Kirchenvertreter befassten sich außerdem mit Ergebnissen der im Januar veröffentlichten bundesweiten Studie zu Fällen sexualisierter Gewalt und Missbrauch in der Evangelischen Kirche sowie Präventionsmaßnahmen im Evangelischen Dekanat Gießen.
Dekan André Witte-Karp stellte Ergebnisse vor und betonte, dass sich die Evangelische Kirche noch stärker als bisher mit dem Thema sexualisierte Gewalt auseinandersetzen muss. Er wies auf eine Stellungnahme aller evangelischen Landeskirchen und der Diakonie Deutschland von Anfang Februar hin. Darin heißt es, die Ergebnisse der Studie zeigten "ein jahrzehntelanges Versagen der evangelischen Kirche und der Diakonie auf allen Ebenen“. Betroffene Personen seien nicht gehört, Taten nicht aufgearbeitet, Täter geschützt und Verantwortung nicht übernommen worden. „Sexualisierte Gewalt gehört zur Realität unserer Kirche und unserer Diakonie. Wir übernehmen die Verantwortung", zitierte Witte-Karp aus der Erklärung.
Seit mehr als zehn Jahren gibt es im Dekanat Gießen ein Schutzkonzept gegen Missbrauch und sexualisierte Gewalt sowie Präventionsbeauftragte. Sie sind Erstansprechpartner für Betroffene, beraten Gemeinden, bieten Schulungen an und unterstützen die kirchengemeindlichen Ansprechpersonen, berichtete Dekanatsreferentin Laura Schäfer, die eine der beiden Präventionsbeauftragten ist. Bei Seminaren werden Kinder und Jugendliche befähigt, ihre Bedürfnisse und Wünsche selbstbewusst zu vertreten. „Junge Menschen müssen aussprechen können, ob sie etwas möchten oder nicht. Dabei geht es darum, gegenseitige Grenzen wahr und ernst zu nehmen“, so Laura Schäfer. Missbrauch und sexualisierter Gewalt lasse sich aber nicht allein mit Schulungen verhindern. „Wir müssen immer wieder die Bedingungen in Kirchengemeinden und Einrichtungen hinterfragen und Angebote so gestalten, dass Menschen sich aufgehoben fühlen und sich nicht zu etwas gedrängt fühlen.“
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