Dekanat Gießen

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          Seit 15 Jahren einzigartiges Projekt

          Gießener Tagesstätte für behinderte Senioren

          GisselDas Jubiläum feiern Pfr. Armin Gissel, Konny Marschner, Karl-Heinz Haustein und eine Besucherin der Einrichtung

          Als die Tagesstätte für behinderte Senioren vor 15 Jahren eröffnet wurde, hatte das Projekt Modellcharakter. Bis heute ist es bundesweit einzigartig, berichtet die "Gießener Allgemeine". Dabei steigt die Zahl älterer Behinderter, und das Konzept hat sich bewährt. Beim Besuch des Gießener Glücksfalls wird aber auch deutlich, welche ungelösten Probleme lauern.

          Christine Steines berichtete für die "Gießener Allgemeine" (GA) über das Jubiläum. (Mit freundlicher Genehmigung des Verlags MDV)

          Besucher werfen erst einmal prüfend einen Blick auf das Türschild. Ist das hier richtig? So viele junge Leute, ein Hund, Gelächter und Musik – und, ach ja, alte Menschen gibt es auch. Mit und ohne Rollstuhl, manche sind ganz still, andere geschäftig und temperamentvoll. Im zweiten Stock der Südanlage 13 ist immer etwas los, seit genau 15 Jahren.

          Unterstützung durch Lebenshilfe und Caritas

          Damals eröffnete die deutschlandweit erste Tagesstätte für behinderte Senioren ihre Pforten. Gemeindepädagogin Kornelia Marschner und Pfarrer Armin Gissel hatten erkannt, dass auch behinderte Senioren nach dem Arbeitsleben eine sinnstiftende Beschäftigung und Gesellschaft brauchen. Dass es nicht bei der Idee blieb, ist einer Gießener Spezialität zu verdanken: Die karitativen Träger sind gut vernetzt und ziehen an einem Strang. In diesem Fall hat die evangelische Kirche mit Unterstützung von Lebenshilfe und Caritasverband eine Anlaufstelle geschaffen, die für 25 ältere Menschen zwischen 55 und 85 Jahren eine Art zweites Zuhause ist. Manche kommen fünfmal in der Woche, einige zwei- oder dreimal, abgerechnet wird über den Landeswohlfahrtsverband. Alle Tagesgäste kommen gerne – weil ihnen zu Hause die Decke auf den Kopf fällt, weil sie ihre Freunde treffen wollen, weil es gemeinsam besser schmeckt. »Jeder Mensch hat ein Recht darauf, nicht nur ein Lebensmilieu zu haben«, sagt Gissel.

          Junge Gesichter in der Tagesstätte

          Als die Initiatoren vor knapp 20 Jahren mit der Planung der Tagesstätte begannen, betraten sie Neuland. Bis dahin hatte es kaum behinderte Senioren in Deutschland gegeben, da während des Nationalsozialismus Kinder und Jugendliche mit Behinderung umgebracht worden waren. Als dann die ersten Rentner die Werkstätten der Lebenshilfe verließen, offenbarte sich das Problem. Sie waren in den Wohnstätten oder zu Hause alleine, ihnen fehlten Ansprache und Tagesstruktur. Das hat sich geändert. In der Tagesstätte hat jeder seine Aufgabe – vom Tisch- und Küchendienst bis zur Pflege des Hochbeetes im Hof. Außerdem gibt es viele gemeinsame Aktivitäten und Unternehmungen. Zum Mitarbeiterteam gehören der Sozialpädagoge Stefan Knierim und die Heilerziehungspflegerin Margaretha Janssen sowie Auszubildende und Praktikanten und eine engagierte Truppe Ehrenamtlicher. So kommt eine altersgemischte fröhliche Schar zusammen, die auf den ersten Blick so gar nicht passen will zu dem Bild, das Außenstehende von einer Seniorentagesstätte im Kopf haben.

          Wohnsituation behinderter Senioren ist ein Problem

          Dass die Einrichtung sich derart bewährt hat, macht die Gründer glücklich und stolz. Gleichzeitig sorgen sie sich. Denn die Wohnsituation ihrer Senioren ist bereits heute ein Problem und wird es in Zukunft erst recht sein. Längst nicht alle Besucher leben in einer Wohnstätte der Lebenshilfe oder des Caritasverbandes. Immer wieder gibt es dieselben Szenarien: Die uralten Eltern oder die Geschwister, mit denen die Behinderten bisher zusammengelebt haben, sterben oder werden pflegebedürftig. Was passiert nun? Der Umzug in ein Pflegeheim ist meist keine Option: Dort kann man kaum auf die Bedürfnisse von behinderten Senioren eingehen.

          Suche nach Standort für Wohnprojekt

          Außerdem sind sie in der Regel fehl am Platz, weil sie zwar Betreuung, aber keine Pflege brauchen. Die Wohnstätten der Lebenshilfe reichen für diesen zusätzlichen Bedarf nicht aus, es gibt Wartelisten. Einige der Senioren wohnen alleine und kommen gut zurecht. Verwandte und Nachbarn unterstützen sie, insbesondere in dörflichen Strukturen klappt das gut. Aber was ist, wenn die alten Menschen hilfsbedürftig werden? »Das sind große und völlig ungelöste Probleme«, sagt Marschner. die Mitinitiatorin des Projekts »Wohnen unter Freunden«, das sich derzeit – bisher ohne Erfolg – um die Realisierung eines Wohnprojekts bemüht.

          Beim »Tag der offenen Tür« zum Geburtstag wurde aber erst einmal mit vielen Gästen fröhlich gefeiert. Die Konflikte kommen noch früh genug.

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