Gedanken
Not ausbremsen
HartmannJutta Becher ist Pfarrerin der Evangelischen Studierendengemeinde (ESG) in Gießen22.04.2021 mhart Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
Als Studierendenpfarrerin sehe ich die Erschöpfung der jungen Menschen vor den Bildschirmen, die Einsamkeit, die sich durch Videokonferenzen nicht heilen lässt, die Sorge um die Zukunft. Ich sehe den Kraftakt der diesjährigen Abiturienten. Ich sehe die Sehnsucht der jungen Generation nach ihresgleichen, die Traurigkeit des Verzichts auf alles, was zum Aufbruch ins Leben gehört.
Ich weiß auch, viele andere stecken in schlimmerer Not. Im Ohr sind mir die Worte von Professor Seeger während des Gedenkens an die Toten der Pandemie am vergangenen Sonntag. Weit mehr als 200 Menschen sind bisher im Gießener Uniklinikum an Corona verstorben. Vier Schicksale kamen besonders zur Sprache, schwere Wege für die Erkrankten, auch für ihre Angehörigen und für das medizinische Personal.
Im besten Fall erkennen wir mit der Notbremse diese schlimme Lage besser und verstehen, wie dringend wir alle gebraucht werden, um konkret Not zu lindern.
Sich an Gott wenden ist auch eine Notbremse
Not zu benennen und Wege aus der Not aufzuzeigen, ist eine zentrale biblische Sache. Sich dabei an Gott zu wenden, ist aus biblischer Sicht so etwas wie eine Notbremse. „Rufe mich an in der Not, so will ich dich erretten“ heißt es im 50. Psalm. Und in Psalm 143 sagt der Beter „Herr, führe mich aus der Not um deiner Gerechtigkeit willen“. Als Christin bin ich froh, dass ich mich auch an Gott wenden kann und will das als eine Möglichkeit des Umgangs mit den kleinen und großen Nöten in diesen Tagen weiterempfehlen. Mein Samstags-Gebet lautet in etwa so: Gott, ich hasse diese Pandemie! Ich bitte dich von Herzen: Lass mich heute irgendetwas Gutes daraus machen! Amen
Jutta Becher ist Pfarrerin der Evangelischen Studierendengemeinde (ESG) in Gießen.
Diese Seite:Download PDFTeilenDrucken