Dekanat Gießen

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          Heimat

          Neues Buch: Menschen erzählen über ihre Heimat

          Hans Genthe / ekhn"Sehnsuchtsort Heimat", das Buch von Martin Vorländer"Sehnsuchtsort Heimat", das Buch von Martin Vorländer

          „Sehnsuchtsort Heimat“ ist der Titel eines Buches, das Martin Vorländer jetzt herausgegeben hat. 15 sehr unterschiedliche Menschen berichten über ihre Heimat. Da schreiben nicht nur eine Bischöfin und der bayerische Ministerpräsident, sondern auch Zugewanderte, die ihre Heimat verloren haben sowie Weltbürger, die überall zu Hause sind. Je offener sie über sich selbst und ihre Gefühle schreiben, umso stärker rühren ihre Geschichten an.

          Das Wort „Heimat“ ist wieder salonfähig geworden. Hatte es noch vor kurzem den Beigeschmack des Gestrigen, ja national vergifteten, so ist die Frage nach Woher und Wohin heute für viele Menschen wieder ganz wichtig geworden. Während die Flüchtlinge ihre Heimat verloren haben, sehen einige Alteingesessene, ihre Heimat bedroht. Deutschland bekommt ein Heimatministerium, dessen Aufgaben noch nicht beschrieben sind. Der Theologe Martin Vorländer versteigt sich nicht in Definitionen, sondern er lässt die Menschen sprechen.

           

          Für jeden ist Heimat etwas anderes

           

          „Heimat ist da, wo ich sein, mich entfalten darf“, schreibt die bayerische Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler. Und genau dadurch sei auch Raum für andere da. Sehr überzeugend notiert sie, wie sie als Zugereiste in Oberbayern ihre Heimat gefunden hat. Oder die beiden Aussteiger vom Niederrhein, die in Los Angeles Döner nach Berliner Rezept als „Turkish German Fusion Food“ verkaufen. Aber Brot, Käse und Milchprodukte vermissen die beiden in Kalifornien sehr. Eine Schwedin, die in verschiedenen Ländern der Welt aufgewachsen ist, hat den Begriff „Wahlheimat“ für sich entdeckt. „Nur eine Stadt wie New York kann mir einen festen Ort bieten.“ Dort tummele sich eine so enorme Vielfalt, dass ihre eigene „Gemischtheit“ verblasse. 

           

          Menschen, die in Deutschland Heimat finden

           

          Die in Deutschland geborene Fernsehjournalistin Düzen Tekkal hat von ihrem jesidisch-kurdischen Vater gelernt, die Werte der deutschen Gesellschaft zu verteidigen. Die deutsche Nationalhymne mit „Einigkeit und Recht und Freiheit“ mache sie stolz und berühre sie tief im Herzen. „Das ist die deutsche Seele in mir.“ Oder Meron Mendel, der die Anne Frank Bildungsstätte in Frankfurt leitet. Er ist 2001 nach Deutschland gekommen und hat es nicht leicht mit der deutschen Sprache, insbesondere mit Wortungetümen wie „Kraftfahrzeughaftpflichtversicherung“. Er liebe aber die Worte „Honig“ und „gemütlich“. 

          Die Frankfurter Bloggerin Antje Schrupp ist im Netz zu Hause. "Ich brauche mein eigenes Handy, denn nur dort ist alles so schön sortiert, dass ich mich zu Hause fühle." Der neue bayerische Ministerpräsident Markus Söder bekennt sich zu seinem Heimatort Nürnberg mit dem Duft des Christkindlesmarktes. Für seinen Zusammenhalt brauche Deutschland ein „gesellschaftliches Leitbild, an dem sich alle Menschen orientieren können“. 

           

          Biblische Bezüge zum Thema Heimat

           

          Der Autor, Martin Vorländer, ist nach Schlesien gefahren, in die frühere Heimat der Eltern und Großeltern. Mit einem Satz des Propheten Jeremia erinnert er daran, wie die Vergangenheit auch die nachfolgende Generation prägt: „Die Väter haben saure Trauben gegessen und den Kindern werden  die Zähne stumpf.“ Zum Abschluss des Buches erinnert Martin Vorländer an das letzte Zuhause, das in der heutigen mobilen Zeit nicht unbedingt am Geburtsort liegt.  Ihn tröste bei einer Beerdigung, wenn die letzte Ruhestätte eines Menschen kein toter Ort sei, „sondern etwas mit seinem oder ihrem Leben zu tun hat".

           

          Heimat ist viel mehr als ein Ort

           

          Das Buch mit seinen ganz unterschiedlichen Menschen und ihren sehr verschiedenen Erfahrungen weitet den Blick für den Begriff Heimat. Diese erscheint dann oft gar nicht an eine Landschaft gebunden, sondern Heimat ereignet sich auch in Gerüchen und Begegnungen, in neu gefundenen Werten und Lebensstilen. Solange die Personen ihr Leben beschreiben, ist es eine Lust zu lesen. Wenn sie anfangen zu dozieren, zu erklären und einzuordnen, wie der Psychologe oder der Werbetexter, dann geht die Anschauung etwas verloren. Aber schon wenige Seiten weiter kommt eine neue Heimatgeschichte. „Sehnsuchtsort Heimat“ hat 224 Seiten, ist erschienen im Chrismon-Verlag und kostet 15 Euro. Gelesen für ekhn.de hat das Buch Pfarrer Hans Genthe

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