Drei evangelische Gemeinden schließen sich zusammen
Neue Kirchengemeinde im Gießener Norden
HartmannDie Gemeinden Paulus, Thomas und Michael (v.l.) haben eine Gesamtkirchengemeinde gebildet25.03.2019 mhart Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
Zum 1. Januar 2020 soll die neue Gemeinde einen gemeinsamen Vorstand und einen gemeinsamen Haushalt haben, erklärt der Kirchenvorstandsvorsitzende der Paulus-Gemeinde, Christoph von Weyhe. Derzeit werde im Einvernehmen mit der Leitung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) eine Satzung erarbeitet.
Die bisherigen Gemeinden werden als „Seelsorgebezirke“ innerhalb der neuen Gemeinde weiter fortbestehen, um gewachsene Bindungen nicht aufzulösen. Die Paulusgemeinde wurde 1958 gegründet, die Thomasgemeinde 1965. Die Michaelsgemeinde ist als Wiesecker Ortsgemeinde sehr viel älter. Zur neuen Gemeinde werden dann rund 7.500 Mitglieder mit derzeit noch vier Pfarrstellen gehören. Die Michaelsgemeinde in Wieseck umfasst derzeit gut 3.900, die Paulusgemeinde 2.100 und die Thomasgemeinde rund 1.500 Mitglieder. Über einen neuen Namen wird erst nach dem Zusammenschluss gemeinsam entschieden.
„Gestaltung von Gemeindeleben wird gebündelt“
Pfarrerin Carolin Kalbhenn, Michaelsgemeinde, hebt hervor, dass den Gemeinden „nach vielen Jahren, in denen wir an verschiedenen Stellen schon kooperiert haben, jetzt die Zeit reif schien, die Kooperation verbindlicher zu gestalten“. Verwaltungsaufgaben aber auch die Gestaltung des Gemeindelebens könnten besser gebündelt werden, um „Freiräume und Kreativität für neue Vorhaben“ zu schaffen. Die Mitgliederzahlen der Evangelischen Kirche sinken langsam, aber kontinuierlich und führen zu finanziellen und personellen Kürzungen. Diesen Herausforderungen könne man gemeinsam besser begegnen, so Kalbhenn. Den einzelnen Gemeinden sei der Schritt zum Zusammenschluss leichter geworden, weil die EKHN das Modell Gesamtkirchengemeinde derzeit auch finanziell fördere.
„Für Gemeindemitglieder ändert sich nichts“
Pfarrer Tim Fink von der Thomasgemeinde unterstreicht, dass „sich für die Gemeindemitglieder nichts ändere, im Gegenteil, sie haben nach der Bildung der Gesamtkirchengemeinde mehr Ansprechpartner als vorher“. Der Wunsch der Gemeinden sei es, so heißt es auch im neuerdings gemeinsamen Gemeindebrief, im Verbund „wieder ein vielfältigeres Angebot zum Beispiel in der Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Senioren oder in der Kirchenmusik erreichen zu können“.
Zusammen könnte man auch Aufgaben im Gemeindesekretariat, im Küsterdienst oder bei hausmeisterlichen Aufgaben besser organisieren. Im künftig gemeinsamen Kirchenvorstand ergäben sich neue Möglichkeiten, wenn gemeinsame Fachausschüsse gebildet werden, die „dann kompetenter und mit mehr inhaltlicher Tiefe die verschiedenen Aufgaben in der Gemeindeleitung wahrnehmen können.
Dekanat Gießen sieht Gesamtkirchengemeinde als „Vorreiter“
Der kommissarische Dekan Andreas Specht begrüßt das Vorhaben der drei Gemeinden. „Diese Form der Zusammenarbeit ermöglicht es, neue Wege zu erproben, um die Menschen in Gottes Namen begleiten zu können, ohne alle traditionellen und vertrauten Angebote aufgeben zu müssen.“ Mit diesem Schritt werden die drei Gemeinden im Dekanat zum Vorreiter für die Gestaltung der kirchlichen Arbeit unter veränderten gesellschaftlichen Verhältnissen. Sie sind, so Specht, damit ein Ansporn für viele andere Kirchengemeinden, die Zusammenarbeit mit den jeweiligen Nachbargemeinden zu verstärken.
Nach der Bildung der Gesamtkirchengemeinde wird es zunächst einen Vorstand aus allen knapp 30 vor vier Jahren gewählten KirchenvorsteherInnen geben. Bei der Kirchenvorstandswahl im Frühjahr 2021 wird diese Zahl reduziert. Die Gemeindezentren Thomas und Paulus liegen in der Gießener Nordstadt, die Michaelskirche im Zentrum Wiesecks.
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