Dekanat Gießen

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          Fachforum der Jugendwerkstatt Gießen zur Integration von Flüchtlingen

          Mit einem Dreisprung in den Arbeitsmarkt

          HartmannBeim Fachforum "Arbeit integriert" der Jugendwerkstatt wurden auch (v.l.) Katharina Schuh (Diakonisches Werk), Sigrid Schneider (LÜCK), Mirjam Aasmann (Jugendwerkstatt) von Moderatorin Eva Grage befragt

          Erfolgreiche Projekte zur Integration von Flüchtlingen wurden bei einem Fachforum „Arbeit integriert“ der kirchlichen Jugendwerkstatt Gießen am Montagabend vorgestellt.

          „Integration in den Arbeitsmarkt ist ein konkreter Baustein für sozialen Frieden und innere Sicherheit in unserem Land“, hatte der Gießener Dekan Frank-Tilo Becher zu Beginn vor den rund 100 Teilnehmern aus Politik, Wirtschaft, Arbeitsagentur und Jobcenter sowie zahlreichen ehrenamtlichen Flüchtlingshelfern gemahnt. Die Jugendwerkstatt ist eine Einrichtung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau. In Kooperation mit Stadt und Landkreis Gießen, Jobcenter und Arbeitsagentur sowie Betrieben engagiert sie sich seit vielen Jahren für die Betreuung, Förderung und Qualifikation sozial benachteiligter Menschen. Das Fachforum fand in der „Werkstattkirche“ in der Gießener Nordstadt statt.

          In den Vorträgen und Diskussionen wurde darauf aufmerksam gemacht, dass Arbeitgebern noch die Anreize fehlen, Flüchtlinge zu beschäftigen, wenn sie intensive sprachliche und soziale Betreuung bräuchten. Außerdem gebe es einen „Dschungel von Vorschriften“, so Sigrid Schneider, Personalchefin des Haustechnik-Unternehmens Lück aus Lich.

          Pilotprojekt Dreisprung

          Die Firma kooperiert mit der Jugendwerkstatt in dem vom Landkreis gefördert Pilotprojekt „Dreisprung“. Dabei werden Bewerber nach einer Testphase für ein sechsmonatiges Praktikum ausgewählt. Sie arbeiten auf Baustellen mit, um die Sprache und den Arbeitsalltag kennenzulernen. Ziel sei es, sie schließlich in einem dritten Schritt in die Ausbildung zu übernehmen. Das Unternehmen Lück beschäftigt derzeit fünf Praktikanten. Landrätin Anita Schneider wies bei dem Fachforum daraufhin, dass im Landkreis Gießen mittlerweile 23 Handwerksbetriebe Ausbildungsplätze zur Verfügung stellen.

          Erste Erfahrungen mit betrieblicher Arbeit

          In der Jugendwerkstatt Gießen können Flüchtlinge in der „Probierwerkstatt“ unter anderem in den Holz- und Metallwerkstätten erste Erfahrungen mit der betrieblichen Arbeit sammeln, erläuterte Pfarrerin Anette Bill. In den sechs Monaten trainierten sie zweimal wöchentlich berufsbezogene Sprache und knüpften soziale Kontakte. Sozialpädagoginnen unterstützten sie in Alltagsfragen oder bei der Anerkennung von Qualifikationen im Herkunftsland. In einem weiteren Projekt „Rückenwind“ werden Flüchtlinge intensiv unterrichtet, etwa beim Lesen und Sprechen fachbezogener Texte und in Betriebspraktika vermittelt. Ziel sei es, sie in die Ausbildung zu vermitteln und sie dabei in den ersten Monaten sozialpädagogisch zu betreuen, etwa wenn es Probleme mit der Leistung in der Berufsschule gebe.

          Flüchtlingshelfer haben gute Kontakte zu Betrieben vor Ort

          Unter den Zuhörern des Fachforums waren auch viele ehrenamtliche Flüchtlingshelfer. Für die Vermittlung von Beschäftigungsmöglichkeiten seien sie mit ihren Kontakten zu Betrieben vor Ort besonders wichtig, betonte Katharina Schuh vom Diakonischen Werk. David Glunde, Agentur für Arbeit Gießen, wies daraufhin, dass es notwendig sei, die Vermittlung von Praktika mit seiner Behörde zu koordinieren, um aufenthaltsrechtliche Probleme zu vermeiden.

          Handicap Sprachkenntnisse

          In der Diskussion wurde immer wieder davon berichtet, dass es viele Fachkräfte unter den Flüchtlingen gebe, die aber das fachspezifische Deutsch noch nicht beherrschten. Die Ausbildungsbetriebe seien mit der erforderlichen sprachlichen Betreuung überfordert. Außerdem wurde auch die Forderung laut, dass der Zugang zu Integrationskursen schneller gehen und sich der Deutschunterricht stärker an der beruflichen Praxis orientieren müsse.  Wolfgang Hofmann, Geschäftsführer des Jobcenters Gießen, sagte, dass derzeit nur „eine überschaubare Zahl der Flüchtlinge über alltagstaugliche Sprachkenntnisse“ verfügten. Allerdings erwarte er, dass sich die Situation in zwei Jahren verbessere sei. Nach den Vorträgen und Diskussionen nutzten die Teilnehmer des Fachforums der Jugendwerkstatt noch intensiv die Gelegenheit für Nachfragen und zu neuen Kontakten.

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