Dekanat Gießen

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          Jugendwerkstatt-Pfarrer Christoph Geist geht in den Ruhestand

          "Menschen in Not nicht liegen lassen!"

          „Was hat Gott mit Eisen zu tun?“ Diese Frage eines Oberkirchenrats, machte Anfang der Achtziger Jahre Pfarrer Christoph Geist kurz sprachlos. Er fand dann aber eine einfache Antwort, die bis heute die Arbeit der Jugendwerkstatt Gießen begründet. „Wir können Menschen in Not nicht liegen lassen!“

          Jugendwerkstatt-Pfarrer Christoph Geist        Foto: HartmannJugendwerkstatt-Pfarrer Christoph Geist Foto: Hartmann

          „Was hat Gott mit Eisen zu tun?“ Diese Frage eines  Oberkirchenrats, machte den damaligen Freienseener Pfarrer Christoph Geist kurz sprachlos. Er wollte Anfang der Achtziger Jahre in Gießen gemeinsam mit dem kirchlichen Amt für Jugendarbeit 24 Ausbildungsplätze für benachteiligte Jugendliche in Trägerschaft der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) schaffen. Angesichts alarmierender Arbeitslosenzahlen finanzierte Hessens Landesregierung außerbetriebliche Ausbildungsplätze. Geist war nebenamtlich Industrie- und Sozialpfarrer und wollte nicht nur reden und predigen. Er fand dann aber eine einfache Antwort, die bis heute die Arbeit der Jugendwerkstatt Gießen begründet. „Wir können Menschen in Not nicht liegen lassen!“ Die Jugendwerkstatt als Lebenswerk von Christoph Geist zu bezeichnen ist nicht übertrieben. Er selbst betont, stets Teil eines Teams gewesen zu sein. Nun geht er in den Ruhestand.

          Kirche investierte dann doch in "Eisen"

          In der Rückschau lacht er auch über den Elan in der Zeit. „Wir hatten doch noch fast keine Ahnung und sollten binnen weniger Monate eine Ausbildungswerkstatt für Betriebsschlosser auf die Beine stellen und geeignete Ausbilder finden, um die Fördermittel des Landes zu bekommen.“ Die Investitionskosten in die Metallwerkstatt, das besagte „Eisen“, übernahm die Kirche. Der Oberkirchenrat hatte sich überzeugen lassen. Eine alte Zigarrenfabrik in Krumbach wurde zur Ausbildungswerkstatt umgebaut. Später wurden weitere Werkstätten im Gießener Umland gegründet. Inzwischen sind alle Werkstätten in der Gießener Weststadt im Alten Krofdorfer Weg konzentriert.

          Chancen für Chancenlose

          Bis heute bildet die Jugendwerkstatt benachteiligte Jugendliche aus, die keinen qualifizierten Schulabschluss haben oder in der Arbeitswelt auf den ersten und zweiten Blick nicht gefragt sind. Nahezu chancenlos waren damals auch Mädchen, die gerne einen handwerklichen Beruf lernen wollten. Stolz ist Pfarrer Geist darauf, dass die Azubis der Jugendwerkstatt im Berufsleben bis auf Ausnahmen stets untergekommen sind. Für das soziale und diakonische Engagement der Kirche ist die Einrichtung von hoher Bedeutung. „Wir können in der Gesellschaft mitreden, wenn es um die Ausbildung benachteiligter Jugendlicher oder die Förderung Langzeitarbeitsloser geht“, unterstreicht Geist. Damit sei man auch unbequem und ein Stachel für die Gesellschaft.

          270 Jugendliche und Lanzeitarbeitslose in der Jugendwerkstatt

          Seit mehr als 30 Jahren ist die Jugendwerkstatt von einem Verein getragen. Das soll demnächst anders werden. Pfarrer Christoph Geist, stets stellvertretender Vorsitzender, hat sich noch vorgenommen, in ehrenamtlicher Funktion daran mitzuarbeiten die Jugendwerkstatt in eine GmbH zu überführen. Für die ehrenamtlich tätigen Vorstandsmitglieder stellten Entscheidungen über Investitionen, über den Einsatz von Fördergeldern oder über die Schicksale von Mitarbeitenden bis heute eine hohe persönliche Verantwortung dar. In der Jugendwerkstatt werden heute rund 270 schwer vermittelbare Jugendliche und Erwachsene betreut, qualifiziert oder ausgebildet. Für einen Betrieb dieser Größe ist eine gemeinnützige GmbH mit einer entsprechenden Geschäftsführung die geeignetere Rechtsform .

          "Zeichenhaftes Projekt"

          Dass die EKHN in den letzten Jahren, als die öffentliche Hand ihre Mittel mehr als halbierte, nicht zusätzlich in die Jugendwerkstatt investieren wollte, sieht Geist mit Bitterkeit. Auch über die Beibehaltung der Pfarrstelle wurde lange diskutiert. Künftig wird sie das Dekanat Gießen zur Verfügung stellen. Dekan Frank-Tilo Becher versteht die Jugendwerkstatt „als wichtiges und zeichenhaftes Projekt der Evangelischen Kirche weit über die Region Gießen hinaus“. Ohne die Jugendwerkstatt würde man den Kontakt der Kirche in dieses soziale Milieu verlieren. Der 1947 in Hamburg geborene Christoph Geist war für Mitarbeiter und Jugendliche Seelsorger und Ansprechpartner. Häufig gestaltete der Theologe  gemeinsam mit den Jugendlichen Gottesdienste in den Gemeinden.

          Verabschiedung am Samstag, 5. Juli

          Die Verabschiedung von Christoph Geist erfolgt im Rahmen einer Veranstaltung »Kirche findet Stadt« in der Werkstattkirche in der Ederstraße 13 in Gießen. Sie beginnt am 5. Juli mit einem Gottesdienst um 10.30 Uhr, an dem auch Propst Matthias Schmidt teilnimmt. In Gesprächsrunden, unter anderem mit Regierungspräsident Dr. Lars Witteck, Oberkirchenrat Christian Schwindt und Landrätin Anita Schneider (SPD), diskutieren die Teilnehmer über eine lebendige Stadtteilentwicklung.

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