Dekanat Gießen

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          Theologischer Tag für Oberstufenschüler feiert Premiere in Gießen

          „Mach doch, was du glaubst!“

          Hochkonzentriert: Oberstufenschülerinnen beim Theologischen TagHochkonzentriert: Oberstufenschülerinnen beim Theologischen Tag Foto: Hartmann

          „Finde ich meinen Weg oder findet der Weg mich?“ lautete das Thema des Theologischen Tages in Gießen. Eingeladen hatten das Ausbildungsreferat der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), Propst Matthias Schmidt und das Kirchliche Schulamt Gießen. Gefolgt waren rund 40, mehrheitlich weibliche Oberstufenschüler aus Gießen und Umgebung mit ihren Religionslehrern.

          Verlierer sind keine Vorbilder für orientierungssuchende Oberstufenschüler. Jedenfalls saßen nur gestandene und erfolgreiche Erwachsene auf dem Podium in der Evangelischen Studierendengemeinde in Gießen und gaben ausführlich Auskunft über ihren Lebens- und Berufsweg. Ihr Tipp: „Mach doch, was du glaubst!“ Denn das haben die Künstlerin, der Arzt, die Unternehmensberaterin, der Pfarrer und der Richter auch nach Schule und Studium gemacht. Das war keineswegs geradlinig und nicht immer gut entlohnt, aber insgesamt zufriedenstellend.

          Bei der Premiere des Theologischen Tages für Oberstufenschüler standen der absehbare Pfarrer-Mangel und der Wunsch, für den Beruf werben zu wollen, im Raum. Und doch gehe es nicht um die vordergründige Rekrutierung künftiger Theologen, so Pfarrerin Anja Schwier-Weinrich aus der Darmstädter Kirchenverwaltung. Sie wollten Jugendlichen Mut machen, in Ruhe über ihre Berufswahl nachzudenken. Sie sollten auf das hören, was sie spüren. Zunächst mussten sie aber rund 90 Minuten den Lebenswegen der Erwachsenen zuhören, ohne selbst Fragen stellen zu können. Sie taten das bereitwillig, aufmerksam und konzentriert. Das lag an der guten Auswahl der Podiumsgäste, etwa der Unternehmensberaterin Silke Westphal.

          Nach einer Lehre als Hotelfachfrau begann sie Ende der 1990er Jahre, Theologie zu studieren. Schon nach dem ersten Semester bremste die Kirchenverwaltung sie abrupt aus. Neue Pfarrerinnen würden absehbar nicht gebraucht. Heute weiß man es besser. Die junge Frau sprang damals ab und ins kalte Wasser, machte sich selbstständig, bekam ein Kind und beriet Unternehmen. Für die Schülerinnen eine Mutmacherin in Sachen Vereinbarkeit von Kind und Karriere.

          Zu bezeugen, dass aber auch Pfarrer zu sein ein „geiler Beruf“ sein kann, war der Kleinlindener Pfarrer Ekkehard Landig eingeladen. Und ganz offensichtlich nahmen es ihm die Jugendlichen ab. Landig war anzumerken, dass er Freude daran hat, Gemeindepfarrer in dem ländlich geprägten Vorort Gießens zu sein, täglich im Umgang mit Menschen noch Neues zu lernen und auch noch mit Mitte 50 Jugendarbeit zu gestalten. Die Schülerinnen stellten ihm viele Fragen. „Wie ist das mit den drei Sprachen im Studium?“ „Wie wird ein Seelsorger mit dem Leid anderer Menschen fertig?“ „Darf man an biblische Wunder glauben, wenn man doch historisch-kritisch Theologie studiert?“ Landig erzählte aus dem Alltag des Pfarrers, beruhigte, dass Latein, Griechisch und Hebräisch kein Albtraum sind, Supervision hilft, psychische Belastungen auszuhalten und der persönliche Glaube im akademischen Studium nicht leidet, sondern sich weiter entwickelt. Auch ein Mutmacher also!

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