Dekanat Gießen

Angebote und Themen

Herzlich Willkommen! Entdecken Sie, welche Angebote des Dekanates Gießen zu Ihnen passen. Über das Kontaktformular sind wir offen für Ihre Anregungen.

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          Alltag der Telefonseelsorge

          Immer jemand zu sprechen

          TelefonseelsorgeBei der Telefonseelsorge ist immer jemand zu sprechen

          Einsamkeit, psychische Probleme oder Probleme in der Beziehung - es gibt viele Gründe, warum Menschen Hilfe und jemanden zum Reden brauchen. Und gerade dann ist die Telefonseelsorge ein wichtiger Ansprechpartner. Tag und Nacht.

           Die bundesweit gültigen Telefonnummern 0800 111 0 111 oder 0800 111 0 222 sind gebührenfrei.
          Sie erscheinen nicht auf der Telefonrechnung.
          Jeder kann anonym bleiben.

          Rund 12.00 Mal läutete 2016 das Telefon allein bei der Einrichtung in Gießen und Wetzlar. Mehr als 30 Mal am Tag. Auch mitten in der Nacht. Und jedes Mal war jemand zu sprechen.

          Reden kann helfen

          Über 50 ehrenamtliche Beraterinnen und Berater gehören zum Team in der Region. Täglich spüren sie: Menschen in Not blickten auf unendlich verschlungene Problemknäuel. Sie übersähen die Fäden, an denen sie ziehen können, um das Gewirr selbst aufzulösen. „Im Aussprechen klärt sich schon etwas. Reden kann helfen.“

          Pfarrerin Martina Schmidt und Pastoralreferent Gerhard Schlett, beides ausgebildete Telefonseelsorger, nennen die Grundsätze. Gespräche am Telefon bleiben immer anonym. Nur für die Dauer des Telefonats besteht der Kontakt. Auch Empfehlungen sind tabu, selbst wenn Anrufer oft Ratschläge erbitten. Anrufende sollen aber hören und spüren können, dass ihnen aufmerksam zugehört wird. Je nach Anliegen dauern die Gespräche unterschiedlich lang. Wenn sie sich im Kreis zu drehen beginnen, dürfen sie mit Verweis darauf zu Ende gebracht werden. Alle Mitarbeitenden der Telefonseelsorge unterliegen der Schweigepflicht.

          Keinesfalls wird Polizei eingeschaltet

          Droht ein Anrufer mit dem Selbstmord, wird es für die Beratenden besonders schwierig und belastend. Glücklicherweise kommt es selten vor. Doch ist im Ernstfall Fingerspitzengefühl und Gelassenheit gefragt. Jeder Anrufer muss sich auf absolute Verschwiegenheit verlassen können. Keinesfalls dürfe ein Dritter, also etwa Polizei oder Feuerwehr benachrichtigt werden. Ohnehin wird die Telefonnummer nicht angezeigt und kann nicht zurückverfolgt werden. Die Berater sind auf sich gestellt. Sie sollen einen Raum öffnen, um über die Tötungsabsicht zu sprechen. Wenn am Ende des Gesprächs der Suizid aufgeschoben wird, ist das ein gutes Ergebnis. Denn in zwei oder drei Tagen kann viel passieren. Letztlich aber gilt, „die Entscheidung treffen nicht wir hier in der Telefonseelsorge“, so Pfarrerin Schmidt.

          Ehrenamtliche sind die Säulen der Telefonseelsorge. Manche von ihnen sprechen seit über 15 Jahren mit ihnen unbekannten Menschen am Telefon. Kaum eine Schilderung menschlicher Krisen oder Abgründe ist ihnen noch fremd. Eine Mitarbeiterin berichtet, dass ihr nach vielen Jahren Erfahrung als Mitarbeiterin am Telefon eigentlich nichts mehr Angst macht. Wütend kann sie aber werden, wenn sie spürt oder hört, dass Anrufer sie zum Objekt ihrer sexuellen Phantasien machen. Dann fühlt sie sich ausgenutzt und beendet das Gespräch schnell.

          Mehr als ein Jahr Ausbildung

          Intensiv sind die Freiwilligen mehr als ein Jahr auf ihre Aufgabe vorbereitet worden. In Einzelgesprächen und Seminaren werden über ihre Motive und ihre Eignung gesprochen und ihnen die Techniken des Seelsorgegesprächs vermittelt. Es geht um persönliche Stärken und Schwächen, sowie um die Grenzen der Belastbarkeit. Außerdem stehen psychologische Grundlagen und praxisorientiertes Training auf dem Stundenplan. Die Kosten der umfassenden Ausbildung, für die noch Plätze frei sind, werden von den kirchlichen Trägern bezahlt. Im Gegenzug verpflichten sich die Freiwilligen wenigtstens zwei Jahre monatlich drei Dienste mit einem Nachtdienst zu übernehmen.

          Vor ganz neue Herausforderungen stellt die massenhafte Verbreitung von Mobiltelefonen die Telefonseelsorge. Handyanrufe sind anstrengender, weil sie akkustisch schwerer zu verstehen sind. Spaßanrufe von Jugendlichen haben zugenommen. Martina Schmidt sieht das mit zwiespältigen Gefühlen, denn „selbst Lügengeschichten enthalten eine Spur von Wahrheit“. Hört sie den Schwindel  heraus, erzählt sie den jungen Anrufern wofür die Telefonseelsorge da ist. „Dann haben die gelernt, dass im Notfall auch für sie jemand das ist.“

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