Pfarrerin Sabine Guder
„Ich liebe es, Geschichten zu hören“
HartmannSabine Guder ist seit Januar 2023 Pfarrerin in Garbenteich und Hausen01.02.2023 mhart Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
Aufgewachsen ist sie in Schlitz (Vogelsberg), das Abitur hat sie in Fulda gemacht und Theologie in Jena, Straßburg und Heidelberg studiert. Zuletzt führte ihre Ausbildung sie für einige Monate an den Frankfurter Airport zur Flughafenseelsorge. Dort ist sie Menschen auf der Durchreise, gestrandeten Passagieren, Geflüchteten, die auf ihre Abschiebung warten müssen, Fraport-Angestellten mit privaten Sorgen und ihren Klagen über die Arbeitsbedingungen oder zahlreichen Menschen aus der Ukraine begegnet.
Tod und Trauer sind ihr vertraut
Es sind die Gespräche mit Menschen, die die junge Frau mit Leib und Seele Pfarrerin sein lässt. „Ich liebe es, Geschichten zu hören!“ Bestattungen und die vorausgehenden Trauergespräche sind für sie eine der wichtigsten und schönsten Aufgaben. Dass Menschen ihre Verstorbenen bestatten, deren Leben noch einmal in den Mittelpunkt des Nachdenkens stellen und sie dann Gott anvertrauen, zeichnet die christliche Kultur für sie aus. Tod und Trauer sind ihr selbst vertraut. Während des Studiums erkrankte ihr Vater schwer. Sabine Guder hat ihn, gemeinsam mit ihrer Mutter und ihren Geschwistern, bis zum Tod gepflegt und begleitet.
Ob sie die seelsorgerlichen Aufgaben und die große administrative Verantwortung einer Pfarrerin für den Kleinbetrieb Kirchengemeinde wird stemmen können, daran zweifelte sie bei Aufnahme des Theologie-Studiums noch. Im Lauf der Zeit wurde ihr aber klar: „Das ist mein Weg.“ Der hat sie nun nach Garbenteich und Hausen geführt, wo sie auf im Umbruch befindliche Gemeinden trifft.
Die rückläufige Mitgliederentwicklung aber auch die schwindende Zahl von Pfarrerinnen und Pfarrern in der evangelischen Kirche haben Strukturveränderungen erforderlich gemacht. Benachbarte Gemeinden werden sich künftig in Nachbarschaftsräumen organisieren. Seelsorgerliche Aufgaben, Gottesdienste und Verwaltungsarbeit werden gemeindeübergreifend wahrgenommen. Der Gebäudebestand muss reduziert werden.
Gemeinden im Umbruch
Für die mittlere, vor allem aber die ältere Generation bedeutet es Verlust und Abschied, wenn zwar die Kirche im Dorf bleibt, aber die Pfarrerin und das Gemeindebüro im Nachbarort sitzen. Die Gemeinden Albach und Steinbach (Fernwald), Garbenteich, Hausen und Watzenborn-Steinberg (Pohlheim) haben vor gut eineinhalb Jahren ein gemeinsames Gemeindebüro in Watzenborn eingerichtet. Bald nun werden der Pfarrdienst, der Konfirmandenunterricht, die Arbeit mit Kindern, die Kirchenmusik und was für Gemeinden sonst wichtig ist im regionalen Team geplant.
Die junge Theologin, die verheiratet ist und eine einjährige Tochter hat, erlebt das nicht als Abbruch, sondern sie sieht einen Neuanfang. „Kirche und Gesellschaft wandeln sich.“ Menschen haben heute so viele Möglichkeiten, dass sich vieles zersplittert. Auch Sport-, Gesang- oder Heimat-Vereine leiden unter diesem Phänomen, beobachtet die Pfarrerin. Dass eine Gemeinde für jede Generation ein Sinn- und Freizeitangebot auf die Beine stellen kann, wird es nicht mehr geben.
Veränderungen bewirken Konzentration
Andererseits erlebt Sabine Guder eine Konzentration. „Wer heute in die Kirchengemeinde geht, macht es bewusst und nicht aus reiner Tradition.“ Sie ist voller Gottvertrauen in die Zukunft einer kleiner gewordenen Kirche und davon überzeugt, dass die christliche Botschaft auch künftig Menschen hilft, den Sinn ihres Lebens zu finden und Hoffnung über das Leben hinaus zu gewinnen.
Einen Masterplan für die ihr anvertrauten Gemeinden hat die neue Pfarrerin nicht. Ihre Frage lautet: „Was brauchen die Menschen von mir?“ Deshalb will sie sich Zeit lassen, im Gespräch die Gemeinden kennenzulernen. In Hausen, wo das Pfarrhaus steht, das weiß sie jetzt schon, „lebt es sich gut“. Allerdings wohnt sie mit ihrer kleinen Familie noch in Watzenborn-Steinberg, weil sich der Umzug verzögert. Die Trockenheit der letzten Jahre hat das Fundament des Pfarrhauses absacken lassen und zu Schäden geführt. Sicherung und Sanierung werden sich noch eine Weile hinziehen.
In Pohlheim bereits eingelebt
Wichtig für Sabine Guder ist, dass sie sich in Pohlheim bereits eingelebt hat und wohlfühlt. Ihr Mann hat sich schon während ihrer Ausbildungszeit in Watzenborn-Steinberg der Pohlheimer Feuerwehr angeschlossen. „So stelle ich mir auch die Kirche vor“, schmunzelt Sabine Guder. Als Feuerwehrmann kann man sich in einer neuen Feuerwehr gut wohlfühlen und so wünscht es sich die Pfarrerin auch für Menschen, die durch einen Wohnortswechsel Kirche als guten Ort zum Ankommen erleben sollen.
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