Gemeinden sollen Nachbarschaftsräume bilden
Juliane DielOberkirchenrätin Dr. Melanie Beiner stellte den Reformprozess "ekhn2030" am Studienabend in Mainz der Dekanatssynode und den Kirchenvorständen vor.11.05.2021 jdiel Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
„Der Reformprozess ekhn2030 soll die Weichen für eine zukunftsfähige Kirche stellen“, erklärte Beiner, die für den Bereich Kirchliches Leben in der Kirchenverwaltung zuständig ist: „Dabei geht es nicht um reine Sparmaßnahmen, sondern um grundsätzliche Veränderungen.“ Im Mittelpunkt stünden die Fragen: Wie soll die EKHN 2030 aussehen? Welche Handlungsfelder haben Priorität? Wie können die gesellschaftlichen Herausforderungen der Digitalisierung und Nachhaltigkeit in die Neustrukturierung einbezogen werden?
Konkret plane man im Rahmen dieses Prozesses, dass sich die Gemeinden eines Dekanats zukünftig zu Nachbarschaftsräumen zusammenschließen sollen. Dabei soll auch die Gemeinwesenarbeit eine Rolle spielen. Kirche soll so verstärkt als Teil der Zivilgesellschaft wahrgenommen werden und als Kooperationspartner mit Akteuren vor Ort aktiv sein. Die Nachbarschaftsräume würden in der Regel von einem Verkündigungsteam mit mehreren Hauptamtlichen (Pfarrer*innen, Gemeindepädagog*innen und Kirchenmusiker*innen) betreut. Sie müssten außerdem ein Gebäudeentwicklungskonzept für ihre Region erarbeiten, da Versammlungsflächen reduziert werden sollen. Die konkrete Umsetzung liegt beim Dekanat und den Nachbarschaften vor Ort, da die Voraussetzungen und Vorstellungen in der EKHN regional sehr unterschiedlich sind. So gibt es in Mainz viele zentrale Angebote auf Stadtebene, die auch in die Region ausstrahlen, wie z. B. Stadtjugendpfarramt und Klinikseelsorge.
Im Anschluss an den Vortrag hatten die Studientagsteilnehmer die Gelegenheit, in Breakout-Gruppen unter verschiedenen Themen die Chancen und Probleme des „ekhn2030“-Prozess zu diskutieren. In der sich anschließenden Auswertung der Diskussions-Runden zeigte sich ein großes Spannungsfeld: Menschen werden flexibler und orientieren sich weiträumiger – jedoch wünschen sie sich auch Bindung und persönliche Ansprache. Daher besteht die Befürchtung, dass die angedachten Nachbarschaftsräume auf Kosten der Nähe zu den Gemeindemitgliedern gehen.
Große Kritik gab es an dem Vorhaben große Teile der gemeindlichen Versammlungsflächen einzusparen, denn es braucht Räume, in denen die Menschen zusammenkommen und Kirche wirken kann. Die Teilnehmenden betonten auch, dass vieles von dem, was im ekhn2030-Papier Vision ist, in Mainz bereits gelebt wird – gerade im Hinblick auf Gemeinwesenarbeit und die Kooperation mit anderen gesellschaftlichen Akteuren vor Ort. Zudem habe die Coronapandemie gezeigt, dass es in vielen Gemeinden bereits einen großen Aufbruch gebe und sich viele innovative Angebote entwickelt haben. Darauf wolle man weiter aufbauen.
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