Dekanat Gießen

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          Kirchenvertreter aus Gießen sehen sich durch Gerichtsurteil zum Sonntagsschutz bestärkt

          „Freier Sonntag dient Mensch und Gesellschaft“

          Matthias HartmannSeltersweg in GießenEinkaufen rund um die Uhr? Auch Sonntagnachmittag? Einkaufsstraße in Gießen

          Die Evangelische Kirche sieht sich durch das Urteil des Bundesverwaltungsgerichts in Leipzig zur Sonntagsarbeit in Hessen in ihrer konsequenten Haltung zum Sonntagsschutz bestärkt. Zustimmung kommt auch aus Gießen.

          In Gießen begrüßte am 26. November der Propst für Oberhessen, Matthias Schmidt, für die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) die Entscheidung: „Das Urteil hat der Sonntagsarbeit enge Grenzen gesetzt und ist hilfreich für die weitere Diskussion rund um die Zukunft unserer Sonn- und Feiertage.“  

          Die Leipziger Richter hatten am Mittwoch Teile einer Verordnung des Landes Hessen mit weitreichenden Ausnahmen für den gesetzlich geschützten, arbeitsfreien Sonntag für unwirksam erklärt. Obgleich das Urteil sich auf bestimmte Branchen in Hessen beziehe, werde das Urteil aber bundesweite Diskussionen über die Bedeutung des Sonntagsschutzes auslösen, da fast alle Länder ähnliche Verordnungen besitzen, kündigt Schmidt an.

          Gemeinsame Zeit am Sonntag stärkt die Gesellschaft

          Nach seinen Worten seien Sonntage und Feiertage dazu da, sich zu erholen, zu besinnen und gemeinsame Zeit zu verbringen. „Gemeinsame Zeit am Sonntag stärkt soziale Beziehungen, die für ein friedvolles Zusammenleben in der Gesellschaft unerlässlich sind.“ Der freie Sonntag diene Mensch und Gesellschaft, indem er gemeinschaftliches Handeln in Familie, Freundeskreis, Kirche und Verein ermögliche. In den letzten Jahren sei deutlich geworden, dass besonders Familien unter flexiblen Arbeitszeiten leiden, weil sie immer weniger Zeit füreinander finden.

          Dekan Becher: Es geht nicht um kirchliche Privilegien, sondern um eine solidarische Gesellschaft

          Nach Ansicht von Dekan Frank-Tilo Becher bestärkt das Urteil auch die kirchliche Kritik am Umgang mit verkaufsoffenen Sonntagen in Gießen. „Die evangelische Kirche plädiert grundsätzlich für eine Gestaltung des Sonntags, bei der für möglichst viele Menschen die Sonntagsruhe gewährleistet ist.“ Dafür hätten sich schon zu Beginn dieses Jahres Vertreter aller Kirchengemeinden in und um Gießen ausgesprochen. Ein gemeinsames Innehalten von der Arbeit ist wichtig für den Zusammenhalt einer Gesellschaft.

          „Bei allen berechtigten Interessen der Wirtschaft und des Gießener Handels hat auch dieser Gesichtspunkt Berücksichtigung zu finden. Wenn wir ökonomisch zunehmend auf Arbeitssonntage angewiesen sind, haben wir ein tiefer gehendes Problem“, sagte Becher. Es gehe nicht um kirchliche Privilegien, sondern um eine solidarische Gesellschaft. Der freie Sonntag ermögliche nicht nur der Kirche, sondern vielen Vereinen und Initiativen ein gemeinsames ehrenamtliches Engagement.

          Stadtkirchenpfarrer Weißgerber: Wir wollen keine Rund-um-die-Uhr-Gesellschaft.

          Für den Gießener Pfarrer für Stadtkirchenarbeit, Klaus Weißgerber, zeigt das Urteil, dass die evangelische und katholische Kirche in Gießen in der Diskussion über den Wert des Sonntags keineswegs isoliert dastünden. Ein Sprecher des Gießener Einzelhandels hatte den Kirchen unterstellt, gemeinsam mit Gewerkschaften Gießen „unter allen Umständen als Kampfzone“ aussuchen zu wollen und damit der Stadt und dem Handel im Wettbewerb mit Wetzlar, Marburg oder Grünberg zu schaden. Weißgerber unterstrich nun, dass man „Teil einer gesamtgesellschaftlichen Debatte“ sei.

          Das Leipziger Urteil zeigt, „dass wir uns dabei auf geltendes Recht stützen, das dem Sonntag einen besonderen Schutz zubilligt.“ Welche Konsequenzen das Urteil etwa für die Festlegung der verkaufsoffenen Sonntage im kommenden Jahr hat, konnte Weißgerber noch nicht sagen. Jetzt müssten Vertreter aller gesellschaftlichen Gruppen ein grundsätzliches Gespräch über den Wert des Sonntags führen. Er werde die Position vertreten: „Wir wollen keine Rund-um-die-Uhr-Gesellschaft.“

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