Dekanat Gießen

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          Wort zur Zeugniszeit

          Eine Ente muss nicht klettern können

          Peter KristenUwe Martini ist Direktor des Religionspädagogischen Instituts

          Jetzt ist Zeugniszeit. Alle Schülerinnen und Schüler werden in allen Fächern unterrichtet und benotet. Als Schüler ist es gut zu wissen, dass ich nicht in allen Fächern gut sein muss. Auch die Eltern (und Großeltern) sollten daran danken und sich überlegen, was hat mein Kind für eine besondere Begabung, denn die hat jede und jeder von uns. Ein Kommentar von Uwe Martini, Direktor des Religionspädagogischen Institutes der Ev. Kirche von Kurhessen-Waldeck und der Ev. Kirche in Hessen und Nassau

          Kennen Sie die Geschichte von der Schule der Tiere? Auf dem Stundenplan standen Fächer wie Rennen, Klettern, Fliegen und Schwimmen, und alle Tiere wurden in allen Fächern unterrichtet. Die Ente war gut im Schwimmen; besser sogar als der Lehrer. Im Fliegen war sie durchschnittlich, aber im Rennen war sie ein besonders hoffnungsloser Fall. Das Kaninchen war anfänglich im Laufen an der Spitze der Klasse, aber es bekam einen Nervenzusammenbruch und musste von der Schule abgehen wegen des vielen Nachhilfeunterrichts im Schwimmen. Das Eichhörnchen war Klassenbester im Klettern, aber im Fliegen so schlecht, dass er sitzenblieb, und so weiter…

          Jetzt ist Zeugniszeit. Alle Schülerinnen und Schüler werden in allen Fächern unterrichtet und benotet.  Als Schüler ist es gut zu wissen, dass ich nicht in allen Fächern gut sein muss. Auch die Eltern sollten daran danken und sich überlegen, was hat mein Kind für eine besondere Begabung, denn die hat jede und jeder von uns.  Also, loben Sie Ihren Sohn und Ihre Tochter für die guten Leistungen für das, was er oder sie besonders gut kann. 

          Für uns Lehrerinnen und Lehrer lohnt es sich, nicht in erster Linie auf die Schwächen unserer Schülerinnen und Schüler zu schauen und diese "auffüllen" zu wollen, sondern verstärkt auf die jeweiligen Stärken der Kinder schauen und diese ganz besonders fordern und fördern. Viel wichtiger als das Rennen, Klettern, Fliegen und Schwimmen ist die Person. Viel wichtiger als die einzelnen Noten, die unser Kinder im Zeugnis nach Hause bringen ist es, zu welchen Menschen sie heranwachsen.

          Wichtig ist, dass sie zu starken Persönlichkeiten heranwachsen, die sich in der zukünftigen ausdifferenzierten, multikulturellen und digitalisierten Gesellschaft einbringen können. Wichtig ist, dass sie dazu beitragen können, dass Menschen auch in Zukunft in Frieden und in Demokratie und in gegenseitiger Achtung zusammenleben können. Darin besteht der Bildungsauftrag unserer Schulen. Dies kann übrigens gerade im Religionsunterricht besonders gut gelingen.

          Eine Ente muss nicht klettern, das Kaninchen muss nicht fliegen und das Eichhörnchen nicht schwimmen können. Denken Sie an den Psalm 139: "Ich danke dir dafür, dass ich wunderbar gemacht bin, wunderbar sind deine Werke; das erkennt meine Seele", heißt es dort im Vers 14. Ich bin wunderbar gemacht. Das gilt für mich, das gilt für meine Schülerinnen und Schüler. Wer das erkennt, der kann ganz anders mit sich und mit anderen Menschen umgehen. Dann geht es nämlich darum, das zu entdecken, was Gutes, was an Begabungen, an Fähigkeiten, an Gaben in mir und den anderen verborgen liegt.

           

          Uwe Martini, Direktor des Religionspädagogischen Institutes der Ev. Kirche von Kurhessen-Waldeck und der Ev. Kirche in Hessen und Nassau

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