Pfarrer Ekkehard Landig
Ein „Beziehungsarbeiter“ geht in den Ruhestand
HartmannPfarrer Ekkehard Landig22.05.2024 mhart Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
HartmannPfarrer Ekkehard Landig„Ich bin Beziehungsarbeiter gewesen, denn das Evangelium, die Botschaft vom gelingenden Leben und der Hilfe in schwierigen Situationen, verbreitet sich in der Hauptsache über die Kommunikation zwischen Menschen.“ Gerne hat er mit Menschen im Team gearbeitet. In der Praxis war das mitunter zeitaufwendig, so Landig im Rückblick, aber insgesamt „ertragreich.“
Ekkehard Landig, 1958 in Berlin geboren und in Darmstadt groß geworden, hat in Berlin und Heidelberg studiert, startete 1987 als Pfarrvikar in Grünberg, war später im Dekanat Grünberg stellv. Dekan und wechselte schließlich im Jahr 2000 nach Kleinlinden. Stolz blicken er und seine Frau Heike auf drei erwachsene Kinder, ein Sohn, zwei Töchter und inzwischen auch Enkel.
Theologe, Seelsorger und Gemeindeleiter
Geliebt an seinem Beruf hat Ekkehard Landig die Vielseitigkeit der Aufgaben und Herausforderungen als Theologe, Seelsorger und Gemeindeleiter. Jungen Vikarinnen und Vikaren, also angehenden Pfarrerinnen und Pfarrern, die er als Lehrpfarrer der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) begleitet hat, legte er ans Herz: „Beherrsche Verwaltungstätigkeiten, damit sie dich nicht beherrschen.“ Und er hat die insgesamt neun Vikarinnen und Vikare, die er bis zu zwei Jahre lang praktisch ausgebildet hat, ermutigt: „Wagt die Arbeit mit Jugendlichen, wisst gut über die Finanzen Bescheid und bringt theologische Themen in den Kirchenvorstand ein!“
Dass ihm das gelang, lässt sich an der Zahl von 30 Jugendfreizeiten auf Großseglern in der Ostsee und im friesischen Wattenmeer ablesen. Die jährlichen thematischen Tagungen mit dem Kirchenvorstand wurden als ein Höhepunkt wahrgenommen. Und nach insgesamt 37 Jahren Pfarrtätigkeit kann Landig bei Bauangelegenheiten und Finanzfragen auf einen großen Erfahrungsschatz zurückblicken.
Pfarrer zu sein bedeutet aber auch, Zeit zu haben und Mitarbeitende, ob bezahlt oder ehrenamtlich, individuell wertzuschätzen und sie zugleich als Team-Player zu führen. Wichtig war für Ekkehard Landig die Seelsorge, „das unsichtbare Standbein der Kirche“. Viele Besuche, jahrelange Mitarbeit im Team der Notfallseelsorge im Kreis Gießen und nicht zuletzt, in den letzten drei Jahren die Zusammenarbeit mit seiner Frau, als ausgebildeter Ehrenamts-Seelsorgerin, haben ihm viel bedeutet.
Sein Hauptaugenmerk und seine intellektuelle Leidenschaft galten vor allem der Theologie, der Übersetzung der christlichen Botschaft in die Sprache und in den Alltag der Menschen in der Moderne. Gottesdienste sind der Kern kirchlicher Arbeit, sagt Landig, dem es wichtig war, gute und anspruchsvolle Gottesdienste zu feiern. „Wenn Menschen gerne kommen, fröhliche Lieder singen, gegenwartsbezogene Texte hören, mitwirken können, etwa bei den Gebeten und gestärkt wieder gehen; dann war das ein guter Gottesdienst.“
Die Corona-Pandemie stieß ihn zu Veränderungen an. „Mein Blick wurde dafür geweitet, wie wir im 21. Jahrhundert Gottesdienst zu feiern haben und über Gott und unseren Glauben sprechen sollten.“ Denn als Gottesdienste über Monate nicht stattfinden sollten, um Infektionsketten zu unterbrechen, entwickelte er den schriftlichen „Gottesdienst für Zuhause“, der in den Briefkästen oder E-Mail-Postfächern landete. „Ich habe gelernt, mich kürzer, einfacher und theologisch klarer auszudrücken.“ In dieser Zeit schrieb Ekkehard Landig eigene Psalmen, Loblieder und Bekenntnisse, die gut verständlich sind und Menschen im Herzen und in ihrem Glauben berühren.
Als Theologe "knapper und einfacher formulieren"
Für mehr als 170 Videoandachten „Gedanken zur Woche“ stellte sich Landig vor die Kamera. Was noch immer regelmäßig auf YouTube hochgeladen und vielfach angeklickt wird, ist ebenfalls Ergebnis von Teamarbeit. „Dieses Format forderte mich heraus die Themen noch knapper und einfacher zu formulieren.“ Die kurze Form im Internet hat den Pfarrer übrigens bewegt, im Gottesdienst in der Kirche am Maiplatz Kürzungen vorzunehmen.
Ekkehard Landig und seine Frau bleiben in Kleinlinden. Schon im letzten Jahr verließen sie das Pfarrhaus, um die Nachfolge vorzubereiten und haben sich im Ort eingemietet. Nach fast 25 Jahren sind sie fest verwurzelt und haben viele persönliche Freundschaften und Beziehungen geknüpft. Abgesehen davon, hat Landig die „hohe Lebensqualität“ in Kleinlinden, einem Vorort der Uni-Stadt Gießen mit ansatzweise dörflichen Strukturen, immer geschätzt. „Hier nimmt man wahr und wird wahrgenommen.“ Gut gelungen sei - nicht zuletzt durch die Arbeit der Kirchengemeinde -, dass die in den zurückliegenden Jahrzehnten entstandenen Neubaugebiete nicht zu beziehungslosen Satelliten wurden.
Besonders mag er, die Offenheit im Ort. Identität im Ort Kleinlinden erwächst aus einem unaufgeregten Zusammenleben der Menschen mit ganz unterschiedlichen Lebensentwürfen, Herkunft, Religionen, Arbeitszusammenhängen und Altersgruppen, sagt Landig. „Ich begegne Menschen, die sich gerade aufgrund dieser Verschiedenheit füreinander interessieren, sich ansprechen, sich vernetzen und Probleme, die es auf jeden Fall geben wird, miteinander zu lösen versuchen.“
Wenn er also leidenschaftlicher Linneser bleibt, wird Ekkehard Landig doch nicht mehr der Ortspfarrer sein und für Amtshandlungen wie Taufen oder Beerdigungen nicht mehr zur Verfügung stehen, damit das Feld frei ist für den oder die Nachfolgerin. Zunächst jedoch wurden sein Wirken gefeiert und er und seine Frau von Pröpstin Dr. Anke Spory verabschiedet.
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