Kinder- und Familienzentrum Paulus
Bald fertig: Kita in der Nordstadt
Hartmann
15.04.2025
mhart
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Noch warten die hellen, lichtdurchfluteten Räume auf die Kinder. Ungewöhnlich ruhig ist es, wo demnächst unbeschwert, auch lautstark und fröhlich gespielt wird. Nur der eine oder andere Handwerker kreuzt die Wege von Kitaleiterin Iris Cölinski und Pfarrerin Astrid Prinz im neuen Evangelischen Kinder- und Familienzentrum in der Nordstadt. Sie blicken prüfend auf die handwerklichen Arbeiten und sind sehr zufrieden. Die Sanierung des in die Jahre gekommenen alten Kitagebäudes war im Vergleich zum Neubau viel zu teuer und hätte den Kindern und Familien bei weitem nicht die jetzt vorhandenen Möglichkeiten geboten.
Offenheit nach innen und außen
Iris Cölinski, die als Berufsanfängerin vor mehr als 35 Jahren in der Paulus Kita begann und zuletzt den Neubau mit konzipierte, ist begeistert. „Die Offenheit des Eingangsbereichs, das Licht in allen Räumen gefallen mir sehr, und die Fenster, die bis zum Boden reichen und jedem Kind den Blick nach außen ermöglichen - auf den lebhaften Alltag in der Reichenberger Straße oder auf die Spiellandschaft im Garten der Kita.“
Der Neubau nutzt den Geländeverlauf und ermöglicht allen Gruppen einen direkten Zugang zum Außengelände. Das Team freut sich auf die neuen Räume, die vielfältige Möglichkeiten zum gemeinsamen Spielen und Lernen bieten. In den neuen Bewegungsräumen haben die Kinder die Möglichkeit ihrem Bewegungsbedürfnis nachzukommen, sich auszuprobieren und spielerisch die motorische Entwicklung, das Gleichgewicht und die Körperwahrnehmung zu trainieren.
Rekordverdächtige Bauzeit
Der Neubau steht kurz vor der Eröffnung. In rekordverdächtiger Zeit von rund eineinhalb Jahren haben die Architektinnen Risch und Ritter zusammen mit dem Gießener Hoch- und Tiefbauunternehmen Faber & Schnepp das Gebäude errichtet. Die alte Paulus-Kita wurde abgerissen und die Kinder vorübergehend ins Paulus-Gemeindehaus sowie ins Thomas-Gemeindezentrum im nahen Röderring umgesiedelt. Voraussichtlich wird das Paulus-Gemeindehaus weiterhin ein Übergangsquartier bleiben, wenn die Kinder aus der im Osten gelegenen Andreas-Kindertagesstätte in der Anneröder Siedlung hierherziehen, weil dort ebenfalls ein neues Kinder- und Familienzentrum der evangelischen Kirche entsteht.
Iris Cölinski und Astrid Prinz halten an, lehnen sich im Flur auf ein Geländer und blicken wie über eine Balkonbrüstung nach unten durch eine große, ovale Öffnung im Boden in das Untergeschoss. Auf diese Weise sind beide Ebenen der Kita architektonisch miteinander verbunden. Demnächst werden noch die Schreiner die Schränke in den Räumen einbauen.
Weiter geht es durch die großzügig angelegte Kita. In einer modernen Küche wird künftig Mischkost zubereitet. Kartoffeln, Gemüse, Salat und Dessert werden frisch zubereitet; nur Gerichte mit Fleisch und Fisch werden ergänzend angeliefert. Auf den zwei Kita-Etagen wird es auch eine Bücherei und einen großzügigen Personalraum geben, für Team-Besprechungen und als Rückzugsort für die Pausen.
Die Trägerschaft der Einrichtung liegt beim Evangelischen Dekanat Gießen, Bauherr ist die Zentrale Pfarreivermögensverwaltung in der Evangelischen Kirche Hessen und Nassau (EKHN). Der evangelische Dekan André Witte-Karp hatte bei der Grundsteinlegung den Wunsch geäußert, das Kinder- und Familienzentrum möge ein Haus für das ganze Quartier und die Menschen in der Nordstadt werden. Es sei zukunftsweisend für die Kirche, über die Kirchengemeinde hinaus „mit den Menschen im Quartier und für das Gemeinwesen tätig zu sein.“
Vier Vollgeschosse umfasst der gesamte Neubau in der Reichenberger Straße; das Unter-und Gartengeschoß für die Kita sowie zwei Obergeschosse. Oben befinden sich Büroräume für einen Beratungsverein und ein Pfarrbüro der Evangelischen Gesamtkirchengemeinde Gießen Nord. Entstanden sind auch fünf Sozialwohnungen, die über die Stadt Gießen vergeben werden. Eingemietet hat sich der Verein AKTION - Perspektiven für junge Menschen und Familien e.V. Gießen, angemietet, dessen Ziel die nachhaltige Unterstützung und Förderung benachteiligter Kinder und Jugendlicher ist.
Begegnungen vor der Eingangstür
Pfarrerin Astrid Prinz träumt davon, dass der bald begrünte Eingangsbereich an der Reichenberger Straße in Sichtweite der Pauluskirche Begegnung ermöglichen wird. „Wir können auf der Treppe sitzen, Kaffee und Tee trinken, mit Nachbarn ins Gespräch kommen und uns als Kirche auf einladende Weise zeigen.“ Das Gebäude ist eben nicht nur Kita, sondern auch Kirche, unterstreicht Astrid Prinz. Sie wird ein Amtszimmer beziehen. „Ich freue mich über die Nähe zur Kita - schon jetzt war ich regelmäßig für Andachten bei den Kindern - und auf die Belebung des Quartiers in der Nordstadt.“ Wie der große Mehrzweckraum für Gemeindeveranstaltungen genutzt werden kann, soll bald geplant werden.
Idee ist, mit niedrigschwelligen Angeboten mit Familien in Kontakt kommen, die nicht selbstverständlich ein evangelisches Gemeindehaus besuchen. Die evangelische Kirche denkt seit einigen Jahren über ihr künftiges Selbstverständnis, ihre Gestalt und ihre neue Rolle in der Gesellschaft und im Alltag der Menschen nach. Im Blick soll immer sein, was Menschen in der Nachbarschaft brauchen.
Beim Verlassen des Gebäudes erzählt Iris Cölinski, dass sie aus ihrem Büro im Gemeindehaus in den zurückliegenden, dunklen Monaten beobachten konnte, wie warmes Licht aus allen Räumen großzügig nach außen strahlte. Nun, in der hellen Jahreszeit, hat das Licht die Richtung gewechselt und Sonnenstrahlen fallen durch die großen Fenster ein. Und auch dabei zeigt sich, dass der Kita-Neubau ein Schmuckstück im Quartier sein wird.
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