Der Kirchenladen lädt zu Entdeckungen am Gießener Kirchenplatz ein
Archäologie, Aktivität, Aktionskunst
Kirchplatzpoesie auf mechanischen Schreibmaschinen, hinten: Julia Erb30.04.2014 mhart Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
„Mitmach-Kunst“ nennt das Julia Erb, Kunstpädagogin aus Gießen, was sie und andere von der Künstler-Gruppe „trafo“ sich im Auftrag von Gerd Tuchscherer und Klaus Weißgerber vom Kirchenladen in Gießen ausgedacht haben. An jedem ersten Samstag im Monat bis Oktober finden Mitmach-Kunstaktionen statt. Erwachsene wie Kinder sollen auf kreative Weise das Geschehen am Kirchenplatz erforschen, der gegenwärtig von Archäologen durchkämmt wird. Ziel ist es, einen ganz persönlichen Blick für den Platz zu gewinnen.
Angeleitet von kleinen Denkanstößen können Interessierte sich mit der im Untergrund verborgenen Geschichte, den damit verbundenen Geschichten und den eigenen Kirchenplatzerlebnissen und Erinnerungen beschäftigen, so Julia Erb.
Für den katholischen City-Seelsorger Gerd Tuchscherer kristallisiert sich an diesem Platz Geschichte und Stadtgefühl heraus. Der Kirchenplatz sei „Keimzelle der Stadt, Ausgrabungsort zweier Kirchen, Identifikationspunkt für die Gießener und vor allem ein Ort für Gespräche“. Passanten werden auf kreative Weise eine neue Beziehung zum Platz aufbauen, ist Julia Erb überzeugt.
Los ging es am Samstag, 3. Mai. Mechanische Schreibmaschinen standen für „Kirchenplatz-Poesie“ bereit. Wer mitmachen wollte, bekam eine Aufgabe und los ging die „ästhetische Erforschung“. Ein Auftrag lautete: „Gehe um den Platz, höre Geräusche und Stimmen und schreibe anschließend einen Text aus Wörtern die mit T beginnen.“ Was sich nach einer hoch gelegten lyrischen Latte anhört, sollte aber vor allem Spaß machen und die Leute in das Geschehen hinter dem Zaun einbeziehen, sagte Pfarrer Klaus Weißgerber. An den folgenden Samstagen stehen etwa Staffeleien bereit, an denen Passanten zeichnen und malen können.
Für die Zeit der Landesgartenschau war auf dem neu zu gestaltenden Kirchenplatz eigentlich ein großes Begleitprogramm unter Federführung der Kirchen geplant. Die Auflage der Denkmalpfleger, zunächst nach historischen Überbleibseln in der Tiefe suchen zu wollen bremste den kulturellen Höhenflug jäh ab. „Also haben wir aus der Not die Tugend gemacht und die Ausgrabung in den Mittelpunkt von Aktionen und Entdeckungen gestellt“, so der evangelische Stadtkirchenpfarrer.
Seit Beginn der Arbeiten zeichnet eine Kamera am Stadtkirchenturm die Aktivitäten auf. Im Zeitraffer ist im Internet zu verfolgen, wie die Archäologen ameisengleich die historischen Fundamente der mittelalterlichen Kirchen freilegen. Diese Bilder sind auch im Schaufenster des Kirchenladens „direkt am Turm“ zu sehen. Neben Fundstücken aus der benachbarten Grabung steht ein großer Monitor. Demnächst können sich Besucher im Kirchenladen Kopfhörer und kleine Abspielgeräte leihen. Bei einem Spaziergang rund um den Turm und über die Treppen hinauf zur Aussichtsplattform werden sie durch die Stadtgeschichte geführt, erläutert Julia Erb, die diesen „Audio-Walk“ im Auftrag des Kirchenladens und des „BID Marktquartier“ entwickelt. Im Sommer folgen Führungen von Dagmar Klein.
Die nächste Mitmachaktion „Kirchenplatz-Poesie“ ist am Samstag, 7. Juni, von 11 bis 15 Uhr, gegenüber der Haltestelle der „Bimmelbahn“ von und zum Gartenschaugelände. Die Teilnahme ist kostenlos. Zu den Entdeckungen rund um den Kirchenplatz lädt die Hessen-Archäologie, der Verein Gießen Aktiv, die Stadt Gießen, das BID Marktquartier sowie Evangelische und Katholische Kirche ein.
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