Dekanat Gießen

Angebote und Themen

Herzlich Willkommen! Entdecken Sie, welche Angebote des Dekanates Gießen zu Ihnen passen. Über das Kontaktformular sind wir offen für Ihre Anregungen.

          AngeboteÜbersicht
          Menümobile menu

          Musikalische Friedensandacht für die Ukraine in der Petruskirche

          "An der Seite der Opfer"

          HartmannUkrainische Jugendliche, die vor dem Krieg flohen, singen gemeinsam in der Gießener Petruskirche

          Mit einer künstlerisch anspruchsvollen und zugleich emotionalen „Musikalischen Friedensandacht für die Ukraine“ wurde am 24. Februar in der Ev. Petruskirche der Opfer des russischen Überfalls auf das Land vor einem Jahr gedacht.

          In ukrainischen Liedern, Musikstücken, Ansprachen und Gebeten wurden das Leid und die Zerstörung in der Kirche, die bis auf den letzten Platz mit Gießenerinnen und Ukrainern gefüllt war, greifbar gemacht. Menschen, die vor den russischen Truppen geflohen sind, bringen ihre „Trauer und Wut, ihre Hoffnung und Sehnsucht zum Ausdruck“, sagte Dekan André Witte-Karp zur Eröffnung.

          Vor allem ukrainische Musiker und Musikerinnen jeden Alters, die in und um Gießen Schutz gefunden haben,  gestalteten die musikalischen Teile. Junge Klavier- und Saxophon-Solisten, das Streichensemble „Ukraine an der Lahn“, das Deutsch-Ukrainische Orchester an der Petruskirche, die Petruskantorei und der ukrainische Chor „Wilni“ ergänzten sich in ihren Darbietungen, die Trauer und zugleich Hoffnung auf Frieden ausdrückten. Eröffnet wurde die Andacht mit einem Lied der Komponistin Diana Skoropad, dessen Uraufführung in Charkiw vor einem Jahr durch den Einmarsch der Russen unmöglich geworden war. Die Komponistin selbst begleitete den Gesang von Yana Tarasenko in der Petruskirche am Klavier.

          Berührender Gesang

          In besonders berührender Weise sang ein Chor aus 14-19 jährigen Jugendlichen, die aus ihrer Heimat fliehen mussten, belastet mit Sorgen um Verwandte und Freunde oder der Trauer um Verstorbene. Die Teenager aus Dnipro oder Zaporizhzhia trugen weiße Rosen vor dem Herzen, die sie auf den Boden legten und auf die Knie gingen, um der Opfer des Kriegs zu gedenken. Die Jugendlichen wurden als Ensemble in der Musikschule Gießen zusammengeführt und werden von Nadja Eisenberg unterrichtet. Zuvor hatte ein 14-jähriges Mädchen in ukrainischer Nationaltracht traditionelle Musik auf der Bandura, einem gezupften, 60-saitigen Lauteninstrument, vorgetragen.

          Statt der biblischen Lesung in der Kirche wurde eine Videomontage gezeigt, in der Menschen, jung und alt, aus der ostukrainischen Stadt Charkiw in ihrer Sprache einen Psalm vortrugen. Man sah sie vor dem Hintergrund einer Kriegskulisse oder in Schutzräumen aus der Bibel lesen. Dekan Witte-Karp erinnerte in seiner Andacht daran, dass die Bibel voller Geschichten sei, in denen Menschen „der Gewalt und Unterdrückung, Verfolgung und Vertreibung, Angst und Ohnmacht, Flucht und einem tiefen Heimweh ausgesetzt sind“. Das sei angesichts des Kriegs in der Ukraine hoch aktuell. Die christliche Botschaft zeuge darüber hinaus von der Hoffnung auf „Frieden, der den Bedrängten Leben in Freiheit und Gerechtigkeit schaffe, in dem die Opfer irgendwann damit beginnen können, all das Unrecht und die Gewalt heilen zu lassen, weil die Täter für ihre Taten zur Rechenschaft gezogen sein werden“.

          "An der Seite der Opfer"

          Der Gießener Oberbürgermeister Frank-Tilo Becher sagte in einem „friedenspolitischen Impuls“, dass die Menschen in Gießen in ihrer Solidarität und in den politischen Debatten unzweifelhaft an der Seite der Ukraine stehen und deren „Kampf um Selbstbestimmung, Frieden und Freiheit unterstützen“.  Es verbietet sich, „sich nicht an die Seite der Opfer zu stellen“, so Becher, dessen Ansprache, wie auch die Andacht, auch ins Ukrainische übersetzt wurde. Dem Land die Möglichkeit auf Selbstverteidigung durch Waffenlieferungen vorzuenthalten, bringe er nicht über das Herz. Allerdings stehe er in der Frage von Waffenlieferungen als der Gewaltfreiheit verpflichteter Christ vor einem ethischen Dilemma. Becher sagte, ihn beschäftigt die Frage, welche Schuld Menschen auf sich nehmen dürfen, um anderen Menschen zu helfen, mit Waffen ihre Selbstbestimmung und Gerechtigkeit zu erlangen. Genauso wichtig wie die militärische Unterstützung sei es aber auch, was derzeit in und um Gießen geschehe, wenn Flüchtlinge beherbergt werden und an ihrem Schicksal Anteil genommen wird.

          In der rund zweistündigen Friedensandacht wurde deutlich, dass sich Mittelhessen zwischen Marburg und Gießen in den letzten Monaten zu einem Anziehungspunkt für ukrainische Künstler entwickelt hat. Das Verdienst, ihre Musik an dem Abend eindrucksvoll miteinander verknüpft zu haben, gebührt der Propsteikantorin Marina Sagorski. Die in Charkiw aufgewachsene Künstlerin ist seit vielen Jahren als Kantorin an der Petruskirche tätig. Vor der eindrucksvollen Kulisse aller beteiligten Künstler dankte Dekan Witte-Karp am Ende Marina Sagorski und der Ukrainischen Gemeinde Gießen für die Gestaltung der zweistündigen Andacht. 

          Die Ukrainische Gemeinde Gießen e.V. sammelt Spenden, aber auch haltbare Lebensmittel und lebensnotwendige Güter für vom Krieg betroffene Menschen in der Ukraine. Outdoorkleidung, sowie Decken und Campingausrüstung, und Hygieneartikel sind willkommen. Spendenabgabe Mo-Fr, 14-17 Uhr, Wiesenstraße 17, Gießen, THM Gebäude A15. Spendenkonto DE19 5139 0000 0086 2013 05, Verwendung: Spende Ukraine E-Mail: ukrverein.giessen@gmail.com

          Diese Seite:Download PDFDrucken

          to top