Dekanat Gießen

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          50 Jahre Gleichstellung von Männern und Frauen

          HartmannDie Pfarrerin Iris Hartings und Pfarrerin Astrid Prinz (v.li.) haben in der Pauluskirche die Ausstellung zum 50. Jubiläum der Gleichstellung von Frauen im Pfarramt aufgebaut.

          Heute ist es in ganz normal: Pfarrerinnen stehen auf der Kanzel und predigen. Etwa in der Gesamtkirchengemeinde Gießen Nord. Mit Iris Hartings, Carolin Kalbhenn und Astrid Prinz sind drei verheiratete Frauen mit Kindern im Pfarramt. Doch erst seit 50 Jahren ist es für Frauen in der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) uneingeschränkt möglich, Pfarrerin zu werden.

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          EKHNPfarrerin Carolin Kalbhenn gehört zum Pfarrteam der Gesamtkirchengemeinde Gießen Nord

          Zwar wurden seit 1958, noch gegen erheblichen Widerstand von Männern, Frauen zum Pfarramt zugelassen, doch nur wenn sie unverheiratet waren und blieben. Bei einer Eheschließung wurden sie gekündigt, erzählt Iris Hartings, die vor zwei Jahren ins Pfarramt eingeführt wurde. 

          Diese Benachteiligung beendete die EKHN mit einem gemeinsamen Dienstrecht für Frauen und Männer, das Anfang 1971 in Kraft trat. Erstmals wurden in der Bundesrepublik Frauen und Männer damit beamtenrechtlich gleich behandelt. Das neue Kirchengesetz ermöglichte beispielsweise auch, dass Frauen wie Männer sich bei familiären Verpflichtungen beurlauben lassen oder eine Stelle in Teilzeit übernehmen konnten.

          Die Kirche in Hessen-Nassau war in gewisser Weise Vorreiterin, erklärt Pfarrerin Carolin Kalbhenn. Denn noch bis 1977 sahen die staatlichen Gesetze Frauen vor allem im Haushalt. Berufstätigkeit war für sie im Prinzip möglich, aber nur, „soweit dies mit ihren Pflichten in Ehe und Familie vereinbar ist“. Gemeinsam mit ihren Kolleginnen zeigt Carolin Kalbhenn in der Pauluskirche die Ausstellung: „Mutige Schritte. 50 Jahre Gleichstellung von Frauen und Männern im Pfarrdienst“.

          Vor 50 Jahren musste das Kirchenparlament, die Synode, die vor allem aus Männern bestand, für die Erarbeitung und den Beschluss des Gesetzes mutig sein. Von vertrauten Vorstellungen musst Abschied genommen, theologische Traditionen und alltägliche Konventionen hinterfragt werden. Die Gültigkeit des Grundgesetzartikel 3 „Männer und Frauen sind gleich“ musste in der Gesellschaft, aber auch in der Kirche in allen Bereichen erst durchgesetzt werden.

          Unterschiede nehmen Pfarrerinnen allerdings auch heute noch wahr. Der Anteil von Frauen im Pfarramt ist deutlich gestiegen. Iris Hartings, die vor dem Gemeindedienst in der Theologischen Ausbildungsstätte für angehende Pfarrer:innen gearbeitet hat, schätzt ihn beim Nachwuchs, also Studierenden und Vikar:innen auf mittlerweile über 60 Prozent.

          Doch Leitungsfunktionen etwa im Evangelischen Dekanat Gießen, dem Verbund der Gemeinden in und um Gießen, oder auch der gesamten EKHN, sind überwiegend männlich besetzt. „Da ist noch Luft nach oben“, sagt Carolin Kalbhenn mit einem Schmunzeln. Sie erlebt noch immer, dass die Anrede „Frau Pfarrerin“ nicht völlig selbstverständlich ist.

          Pfarrerin Hartings ergänzt mit einer anderen Erfahrung: „Im Alltag bin ich manchmal erstaunt, wieviel mehr das gehört wird, was männliche Kollegen sagen, auch wenn die bessere Argumentation von Frauen kommt.“ Frauen müssten auch heute „richtig auf Zack sein, um Ihre Interessen zu vertreten“. Das sei aber kein speziell kirchliches, sondern eher ein gesamtgesellschaftliches Problem. „Das Auftreten von Männern erzeugt nach wie vor Macht.“ Und doch hat sich der Beruf deutlich verändert. Weil Frauen wie Männer in dem Beruf inzwischen sowohl für Pfarramt wie auch den Haushalt und Familie tätig sind, sind sie dichter an die alltäglichen Herausforderungen des Lebens und das, „was andere Menschen beschäftigt: pubertierende Kinder, pflegebedürftige Eltern, Schulprobleme, Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ herangerückt.

          In der Ausstellung wird der Weg nachgezeichnet von der Zulassung von Frauen zum Theologiestudium Anfang des 20. Jahrhunderts bis hin zu den Auswirkungen auf die professionelle Rolle von Frauen in der Evangelischen Kirche der Gegenwart. Zu sehen ist sie bis zum 29. September in der Pauluskirche, Egerländer Str. 6, sonntags nach dem Gottesdienst, sowie am 12. September 13.30 - 15.30 Uhr und am 19. September, von 14.30 - 16.30 Uhr, jeweils einem „Ausstellungs-Café“.

          Weitere Öffnungszeiten können individuell mit einer/m aus dem  Pfarrteam vereinbart werden. Die Kontaktdaten stehen im Internet 

          Die Ausstellungstafeln stehen auch im Internet als PDF-Download 

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