Bündnis von islamischen Gemeinden, Kirchen und Parteien
Kundgebung für "buntes Gießen"
Klaus WeißgerberRund 500 Zuhörer waren bei der anderhalbstündigen Kundgebung für ein weltoffenes Gießen. Ans Mikrofon ging auch Dekan Frank-Tilo Becher von der Evangelischen Kirche.19.01.2015 mhart Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
Die Kundgebungsteilnehmer waren einem kurzfristigen Aufruf der Türkisch-Deutschen-Gesundheitsstiftung und der Türkisch-Islamischen Gemeinde Gießen (DITIB) gefolgt. Das breite Bündnis gesellschaftlicher Geschlossenheit wurde von Vertretern aller großen politischen Parteien, verschiedener Migrantenorganisationen, der Jüdischen Gemeinde Gießen, des städtischen Katholischen Dekanats sowie der Evangelischen Dekanate Gießen und Kirchberg ergänzt.
"Gießen bleibt bunt"
Nach dem Vorbild der vergangene Woche veranstalteten interreligiösen Mahnwache in Berlin sollte ein Zeichen gesetzt werden gegen religiösen Fanatismus, Fremdenhass und für ein friedliches multikulturelles Zusammenleben. Die Kundgebung richtete sich somit auch gegen die Dresdner Pegida-Proteste. Dem Motto »Gießen bleibt bunt« entsprechend konnte man zahlreiche Plakate, Schilder und vielfarbige Friedensfahnen erblicken.
Unter den Rednern waren unter anderem Oberbürgermeisterin Dietlind Grabe-Bolz (SPD), der Staatsminister im Bundeskanzleramt Helge Braun (CDU), der Vizepräsident des Hessischen Landtages, Wolfgang Greilich (FDP), der Gießener DITIB-Vorsitzende Adnan Uludag und Dekan Frank-Tilo Becher.
"Emotionen dürfen nicht zu Vorurteilen führen"
Gerhard Merz, sozialpolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, äußerte Bestürzung über Terroranschläge und kritisierte zugleich deren Instrumentalisierung durch rechte Bewegungen in Deutschland: „Emotionen dürfen nicht zu Vorurteilen führen".
Dr. Lars Witteck, Gießener Regierungspräsident, kritisierte ebenfalls Pegida-Polemik: „Wie blöd muss man eigentlich sein, zu glauben, dass diejenigen, die da vor dem Islamischen Staat und vor Unterdrückung fliehen, unsere Gesellschaft islamisieren wollen – etwas, vor dem sie gerade geflüchtet sind.“ Zudem wies er auf Gießens jahrzehntelange Erfahrungen mit der Erstaufnahmestelle für Flüchtlinge hin.
"Christen bleiben sensibel für Ausgrenzungsversuche"
Dekan Frank-Tilo Becher unterstrich in seiner Ansprache, dass friedliches Miteinander verschiedener Kulturen und Religionen wachse, wenn miteinander das Leben geteilt werde. Dabei wies er auf die Erfahrungen der 20 kirchlichen Kitas in und um Gießen hin. Kinder und Familien aus zahlreichen Nationen sowie einem Dutzend Religionen und Weltanschauungen kommen dort friedlich miteinander aus. Becher sagte weiter, dass „Christen die Aufgabe für sich angenommen haben, an einem Gemeinwesen mitzuwirken, das von Sympathie füreinander geprägt ist“. Christen seien und blieben „sensibel für die Opfer gesellschaftlicher Ausgrenzungsversuche“.
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